WM 2014: Hochzeit mit Allah, Gott und später Braut

Jetzt fand im brasilianischen Costa do Sauipe eine offizielle FIFA-Pressekonferenz bezüglich der heutigen WM-Gruppenauslosung statt. Dabei standen natürlich auch die Themen Stadien und Sicherheit ebenfalls auf der Tagesordnung.

In Costa do Sauipe findet die Gruppenauslosung statt (Foto: FIFA Media)

In Costa do Sauipe findet die Gruppenauslosung statt (Foto: FIFA Media)

Brasiliens Sportminister Aldo Rebelo erklärt dabei, dass alle Arenen pünktlich zum Anpfiff des Turniers fertig sein werden. In São Paulo, Curitiba und Cuiaba werde es aber zu Verzögerungen kommen. „Aber auch diese Stadien werden rechtzeitig zur WM fertig sein“, verspricht Rebelo. „Außerdem habe ich noch nie eine Hochzeit erlebt, bei der die Braut pünktlich gekommen ist. Die Braut kommt immer zu spät und trotzdem wird die Hochzeit nicht abgesagt. Wir werden alle drei Stadien, die jetzt noch Verspätung haben, im Januar der FIFA übergeben.“

Dem widerspricht FIFA-Boss Sepp Blatter, der verriet, dass die Finalarena in Rio de Janeiro erst im April spielreif sei. „Wir können nur noch zu Allah, Gott und so weiter beten, dass nicht noch eine Panne passiert! Wir gehen davon aus, dass auch das Stadion in São Paulo pünktlich fertig wird und die Arbeiten bald wieder vollumfänglich fortgesetzt werden können, noch finden allerdings Untersuchungen statt.“

Trotzdem wischt der Schweizer alle Spekulationen um eine mögliche Verschiebung des Eröffnungsspiels in ein anderes Stadion beiseite. Mittwoch vor einer Woche waren auf der Stadion-Baustelle in São Paulo beim Stadion zwei Arbeiter ums Leben gekommen. „Hier geht es auch um Vertrauen“, so Blatter. „Wir befinden uns nicht in einer Krisensituation und suchen nicht nach Alternativen. Wir wissen, dass das Eröffnungsspiel auf jeden Fall in São Paulo stattfinden wird!“

Thematisiert werden auch die Anstoßzeiten rund um die Mittagsstunden. So werden einige Spiele um 13 Uhr Ortszeit angepfiffen, hier kann es vor allem in den nördlichen Spielorten (Fortaleza, Natal, Recife und Salvador) zu tropischen Temperaturen kommen. Blatter: „Wir haben auch 1986 bei der WM in Mexiko in der Mittagshitze um 12 Uhr gespielt. Teilweise sogar in über 2.000 m Höhe. Auch damals herrschten besondere klimatische Bedingungen. Trotzdem war es ein tolles Turnier. Wir können eben nur drei Spiele pro Tag machen und haben uns für drei verschiedene Anstoßzeiten entschieden. Deshalb wird der Spielplan auch so bleiben, wie wir ihn organisiert haben.“

FIFA-Generalsekretär Jérôme Valcke springt Eidgenosse Blatter flugs zur Seite: „Wir haben uns schon etwas dabei gedacht, als wir den Spielplan erstellt haben. Das haben wir uns ja nicht aus der Nase gezogen und einfach nur so entschieden…!“ Dabei reckt Valcke die Faust nach vorne und schnippt in herrischer Geste mit Daumen und Mittelfinger.

Auf dem Podium sitzt auch der stellvertretende Sportminister Luis Fernandes, der während der WM für die Sicherheit zuständig ist. „Wir haben schon während des Confed Cups eine Sicherheitsstrategie ausprobiert, die sehr positiv bewertet worden ist“, so Fernandes. „Es ist in Brasilien nicht so einfach, solch eine Konzept zu entwickeln, da es verschiedene Zuständigkeiten in unserem föderalen System gibt. Trotzdem hat das im Sommer sehr gut geklappt. Der Confed Cup war für alle Teilnehmer sowohl sportlich als auch in finanzieller Hinsicht ein absoluter Erfolg. Deshalb sind wir sicher, dass das auch während der WM so sein wird.

Natürlich wissen wir heute noch nicht, was uns genau erwartet. Es gab ja auch beim Confed Cup Demonstrationen. Deshalb wird es für unterschiedliche Sicherheitslagen natürlich auch verschiedene Maßnahmen geben. Wenn alles normal läuft, werden die ganz normalen Maßnahmen ergriffen, gibt es eine außergewöhnliche Situation, muss natürlich auf eine höhere Sicherheitsstufe gesetzt werden.“ Übersetzt heißt das wohl, dass dann auch das Militär eingreifen würde. Während des Confed Cups gab es unter den Demonstranten sechs Tote.

Auch Bundestrainer Joachim Löw ist schon vor Ort in Costa do Sauipe und ist auf die Gruppenauslosung am Freitag (17 Uhr, live ARD) gespannt. Löw sieht die Brasilianer aufgrund der schwierigen Bedingungen als Titelfavoriten an. „Aber auch wir werden alles daran setzen, endlich nach 18 Jahren wieder einen Titel nach Deutschland zu holen“, meint Löw gegenüber der Nachrichtenagentur dpa.

„Die Spieler kämpfen verbissen darum. Sie sind ehrgeizig, das zu erreichen. Aber Weltmeister zu werden, ist nicht gerade das einfachste auf der Welt. Wenn jemand denkt, wir Deutschen müssen nur an den Zuckerhut fliegen und einfach den WM-Pokal abholen, diese Leute verkennen die Situation. Es muss alles passen. Die Spieler müssen in einer hervorragenden Form sein. Wir müssen es schaffen, dass wir uns in den drei, vier Wochen Vorbereitung richtig einspielen. Dann müssen wir von Verletzungen verschont bleiben in den Monaten davor. Dazu braucht man das Quäntchen Glück.“

Darauf hofft die Delegation des DFB auch schon bei der Auslosung der WM-Gruppen, die in einer neunzigminütigen Show in dem pittoresken Badeort Costa do Sauipe am blauen brasilianischen Atlantik von ehemaligen WM-Stars wie Fernando Hierro (Spanien), Fabio Cannavaro (Italien), Cafu (Brasilien), Mario Kempes (Argentinien), Geoff Hurst (England), Alcides Ghiggia (Uruguay), Zinédine Zidane (Frankreich) und Lothar Matthäus vorgenommen wird.

„Anders als vor acht oder zwölf Jahren macht man sich keine Illusionen mehr, dass man in der WM Vorrunde zwei oder drei relativ einfache Gegner bekommen könnte“, weiß Löw. „Wir hatten aber bei der letzten Europameisterschaft mit Portugal, Dänemark und Holland ebenfalls eine starke Gruppe, schlimmer kann die Auslosung zur WM jetzt auch nicht mehr werden.“ Gastgeber Brasilien jedenfalls kann bereits in der Vorrunde auf zwei europäische Top-Mannschaften wie Portugal und Italien treffen.

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