WM 2014: Turnier der Strapazen!

Im Interview mit der „Bild am Sonntag“ erklärte Bundestrainer Joachim Löw, dass er sich wegen der Hitze in Brasilien große Sorgen mache und der Mannschaftsarzt deshalb zu einem wichtigen Ansprechpartner im Funktionsteam werde. Löw will auch nur Spieler mit zum Turnier nehmen, die absolut topfit sind.

Löw hat auch registriert, dass Deutschland zu den Mitfavoriten der WM zähle, „aber für mich ist Brasilien Top-Favorit. Sie spielen im eigenen Land, in dem eine unglaubliche Energie, eine Urkraft, herrscht. Die brasilianische Mannschaft wird unglaublich unterstützt werden. Umso mehr seit dem Sieg beim Confed Cup. Sie hatte mal eine Phase, in der sie einige Spiele verloren hat. Dabei stieg der Druck. Dieser ist nun ein bisschen weg. Die Mannschaft wird hier über alles geliebt.“

Auch in Fortalza (Foto: Kunstzirkus  / pixelio.de) erwartet die DFB-Elf große Hitze!

Auch in Fortaleza (Foto: Kunstzirkus / pixelio.de) erwartet die DFB-Elf große Hitze!

In der Vorrundengruppe G sind für Löw Portugal und die deutsche Elf Favoriten aufs Weiterkommen. „Allerdings haben auch die beiden anderen Mannschaften – die USA und Ghana – bei der WM 2010 die Gruppenphase überstanden.

Außerdem heißt es neben der Vorbereitung auf die Gegner auch noch Lösungen zu finden, wie wir mit der Hitze an unseren Spielorten umgehen. Wir spielen dreimal in Städten, in denen zur Anstoßzeit am Mittag und Nachmittag 35°C herrschen können. Das ist unsere Mannschaft nicht gewohnt.“

Löw ist sich sicher, „dass die WM mit großen körperlichen Anstrengungen verbunden sein wird. Es wird auf jeden Fall eine WM der Strapazen“, so Löw. „Man muss sich ohne wenn und aber auf Bedingungen einstellen, die man so normalerweise nicht kennt. Das ganze Drumherum wird anders sein. Was man hier als erstes lernen muss, ist Geduld. Manche Dinge funktionieren nicht immer gleich so, wie man sich das vorstellt. Und da muss man ruhig bleiben und die Dinge einfach so akzeptieren können. Wir dürfen keinerlei Energie vergeuden mit lamentieren.“

Löw weiß, „dass es eine WM des absoluten Willens werden wird. Wenn man Entfernungen zwischen Spielorten zu überbrücken hat. Wenn man um 13 Uhr spielt bei 35°C – auf dem Platz vielleicht sogar gefühlte 45°C -, dann geht es nur über einen unglaublichen Willen. Nur wenn man es schafft, immer ans Limit zu gehen, alles zu geben, kann man auch weit kommen. Wir haben aber in allen Bereichen unseres Teams hinter der Mannschaft die besten Leute um uns herum, haben eine sehr gute medizinische Betreuung. Ich habe riesiges Vertrauen in jeden einzelnen.

Deshalb sehe ich auch keine Notwendigkeit, noch einen zusätzlichen Experten ins Funktionsteam zu holen. Klar ist: unser Mannschaftsarzt Tim Meyer wird jetzt ein wichtiger Ansprechpartner sein. Er wird uns noch mal genauer informieren, wie der Körper mit der Hitze umgeht. Muss man sich adaptieren in der Hitze? Bleibt man immer in der Wärme – auch beim Training zwischendurch?“

Löw spricht auch über eine eventuelle Änderung bezüglich des zweiten Trainingslagers in der WM-Vorbereitung. „Uruguay war hier eine von mehreren Optionen. Wir haben aber bewusst noch keine Entscheidung getroffen, haben verschiedene Möglichkeiten durchgespielt. Jetzt müssen überlegen: Ist Uruguay gut, wenn wir in der Vorrunde dreimal in der Hitze spielen? Oder müssen wir in der Vorbereitung vielleicht in eine Klimazone mit ähnlichen Temperaturen wie im Norden Brasiliens gehen, um uns an diese zu gewöhnen? Das müssen wir nun ganz seriös diskutieren. In der Vorbereitung dürfen wir keinen Fehler machen.“

Die besonderen klimatischen Bedingungen werden auch auf die Kadernominierung Einfluss nehmen. „Das ist nun sicher keine Neuerung, die sich aus der Auslosung ergeben hat, sondern ein Aspekt, den ich natürlich sehr stark beachten werde, dass Willenskraft und Physis in Brasilien eine große Rolle spielen werden. Ich weiß, dass ich Spieler brauche, die extrem belastbar und topfit sind. Und somit eine gute Voraussetzung haben, ein gutes Turnier zu spielen. Man muss den Spielern klarmachen, dass nicht nur die unmittelbare WM-Vorbereitung wichtig ist.“

Löw hofft dabei auch, dass Mittelfeldspieler Sami Khedira nach seiner Kreuzbandoperation rechtzeitig zum Start wieder fit werden wird. „Ich habe Sami bislang noch nicht besucht. Aber ich habe Kontakt mit ihm. Er ist unglaublich positiv, weil der Heilungsprozess sehr gut verläuft. Er hat zu mir gesagt: ‚Trainer, ich kann es schaffen. Ich bin positiv.‘ Das hat mich beeindruckt. Sami hat einen extrem ausgeprägten Willen. Ihn könnten wir in Brasilien wahnsinnig gut gebrauchen.

Außerdem gibt es noch einige Spieler, die zwar noch jung, aber von ihrem Talent her überragend sind. Da kann es schon sein, dass einer von denen bei der WM mit dabei ist. Es kann also passieren, dass es noch einen Überraschungskandidaten für die WM geben wird.“

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