Bayern gegen HSV: Selbstzufriedenheit stinkt Trainer van Marwijk

  • einige sind eingeschlafen
  • 10 Spieler unter Niveau
  • Adler und Ilicevic fallen aus
  • Guaradiola: Ist Kreuzer verrückt?!

 

Bei der Pressekonferenz vor dem Bayern-Spiel hat HSV-Trainer Bert van Marwijk mächtig Dampf abgelassen. „Die Zufriedenheit, die hier herrscht, beginnt mich zu irritieren. Ich höre jeden Tag Sachen, von denen ich denke, das kann doch nicht wahr sein. Ich habe schon viele Dinge geändert, muss aber noch mehr ändern. Das hat auch mit Disziplin zu tun. Das wird noch wichtiger werden“, so Holland-Berti.

Außerdem rechnet der Coach mit seiner Mannschaft ab, hat die 0:2-Heimpleite gegen den FC Augsburg immer noch nicht verwunden: „Wenn zehn Spieler weit unter Niveau spielen – das habe ich noch nie erlebt. Ich habe das Gefühl, dass es eine mentale Sache ist, die von allen hier fast akzeptiert wird. Ich werde keine Ruhe haben, bis ich eine Lösung finde.

In Hamburg hat man sich an eine gewisse Selbstgefälligkeit nach einigen guten Spielen bereits gewöhnt. Das kann doch nicht wahr sein, einige Spieler sind eingeschlafen die muss man erst einmal wachrütteln. In meiner ganzen Karriere bin ich noch nie zu einem Spiel gefahren und habe gedacht, dass ich das sowieso verliere. Wenn das einmal so weit sein sollte, dann höre ich mit meinem Beruf auf.“

Doch auch personelle Sorgen plagen van Marwijk vor der Partie beim offensichtlich übermächtigen Gegner aus München, der vergangene Woche Hamburgs Nord-Nachbar Bremen mit 7:0 aus dem Weserstadion fegte. Schließlich wird Stammtorhüter René Adler wegen einer Sprunggelenksverletzung aus dem Augsburg-Spiel nicht zur Verfügung stehen, der 28-jährige wird von Ersatzkeeper Jaroslav Drobny ersetzt.

Zuletzt konnte Adler lediglich individuelle Krafteinheiten absolvieren. „Es ist überhaupt keine Verbesserung spürbar“, erklärte der Nationaltorhüter in der „Hamburger Morgenpost“. Van Marwijk: „Das ist natürlich nicht optimal. Aber dann spielt jetzt eben Drobny. Er macht im Training einen sehr guten Eindruck.“ Auch Ivo Ilicevic wird nicht mit nach München reisen, da der Kroate seit Mittwoch für unbestimmte Zeit aus familiären Gründen in Aschaffenburg weilt.

Seit Dienstag steht aber wenigstens Kapitän Rafael van der Vaart nach dem Drama um die Fehlgeburt seiner Freundin Sabia wieder auf dem Trainingsplatz. Durch einen Riss in der Fruchtblase verloren van der Vaart und Sabia Boulahrouz ihr ungeborenes Mädchen.

Auch Sylvie Meis, Ex-Frau von Rafael van der Vaart und vor kurzem erst vom HSV-Star geschieden, war ob des Schicksalsschlages schockiert. „Es ist zwar viel zwischen Rafael und mir passiert, in diesem Jahr, aber dieses Drama übersteigt alles“, so die Moderatorin im Magazin „Closer“.

„Diese Hiobsbotschaft macht mich echt kaputt. Unser gemeinsamer Sohn Damian hat das alles mitbekommen, er musste schrecklich weinen. Ich wünsche Sabia und Rafael von ganzem Herzen aller Kraft, damit sie diesen schweren Verlust verarbeiten können.“ Mittelfeldstar van der Vaart versucht das mit Fußballspielen. „Ich bin froh, dass ich endlich wieder auf dem Platz stehen kann, Fußball ist für mich die beste Ablenkung.“

Abhilfe schaffen könnte natürlich auch ein Erfolgserlebnis beim FC Bayern. HSV-Spieler Tolgay Arslan: „Ich bin Fußballer geworden, um in jedem Spiel, was zu holen. Natürlich auch beim FC Bayern. Wir dürfen uns natürlich nicht so präsentieren wie bei der 2:9-Klatsche im letzten Jahr. Wir haben auch immer was zu verlieren, in erster Linie drei Punkte und auch unsere Ehre. Die haben wir letztes Jahr verloren und müssen die wieder zurückerobern.“

Das will auch Nationalspieler Marcell Jansen. „Als Profisportler musst du immer an deine Chance glauben, ansonsten brauchst du gar nicht anzutreten. Genauso werden wir das auch versuchen“, so der Ex-Bayer. „Ob das jetzt ein Vorteil für uns ist, dass die Bayern am Dienstag in der Champions League verloren haben, weiß ich nicht. Man kann es immer drehen und wenden, wie man will.“

René Adler drückt natürlich trotz verletzungsbedingter Pause die Daumen und kennt das Rezept, um auch bei den Bayern zu bestehen. „Wir wollen nicht wie im März nochmal neun Dinger bekommen. Das ist damals lange hängen geblieben. Wenn wir aber mit Mut, Courage und Leidenschaft auftreten, bin ich davon überzeugt, dass wir ein gutes Spiel machen. Dann bekommen wir nicht nochmal neun.“

Sportdirektor Oliver Kreuzer orakelte in der ersten Wut nach der Augsburg-Schmach sogar: „Wenn wir so bei Bayern spielen, bekommen wir 12 Stück!“ Darauf wurde Bayern-Trainer Pep Guardiola heute auf der Pressekonferenz angesprochen, der schmunzelte: „Ist der verrückt?! Das kann doch nur ein Witz sein!“

Gar nicht lustig findet der Bayern-Coach dagegen, dass im Münchner Umfeld die Meisterschaft wohl schon beschlossene Sache sei. „Ich höre und spüre das immer wieder, dass die Leute schon glauben, wir seien schon durch. Aber das ist auf keinen Fall so“, meckert der katalanische Coach.

Guardiola ist eben Perfektionist und sieht in jedem Spiel Dinge, die noch verbessert werden müssen. „Dabei brauche ich keine Niederlagen wie gegen Manchester, um herauszufinden, wo wir noch Fehler machen. Aber jedes Spiel ist für uns eine kleine Verbesserung, jedes Spiel ein weiterer Schritt dahin, immer besser zu werden. Die Mannschaft spielt schon sehr gut, sie läuft viel und kämpft hervorragend. Auch die Ergebnisse sind überragend. Trotzdem müssen wir noch besser werden.“

Vor allem, um nach dem Triple im vergangenen Jahr, jetzt auch noch die Klub-WM zu gewinnen. Nach dem HSV-Spiel düsen die Bayern dafür eigens sofort nach Marokko. Guardiola: „Als ich diesen Wettbewerb mit Barcelona gespielt habe, habe ich gemerkt, dass der Titel in Südamerika einen hohen Stellenwert hat. Ich weiß nicht, wie das in Europa ist. Für mich ist das deshalb sehr wichtig, auch dort den Titel zu holen. Ich will auch die Klub-WM gewinnen!“

Für Guardiola gibt es bei den Bayern noch eine Menge Arbeit. „Bayern München war im letzten Jahr unter Jupp Heynckes die beste Mannschaft von Europa, mit dem neuen Trainer sind wir das aber noch nicht. Wir verdienen in diesem Jahr noch nicht so viel Lorbeeren. Wir sind erst im Dezember und noch nicht die beste Mannschaft in Europa. Aber wir haben Zeit, uns zu verbessern und haben eine gute Position.

Dann hoffen wir auf eine gute Vorbereitung im Januar für die Rückrunde. Ich weiß nicht, wer die beste Mannschaft Europas ist, Bayern ist es nicht. Ich kann meinen Beruf nur ausüben, in dem ich unser Spiel beobachte unser Spiel analysiere. Aber wir müssen unser Spiel noch verbessern. Wenn wir im Halbfinale der Champions League stehen oder im Finale, dann können wir uns darüber unterhalten, ob wir die beste Mannschaft sind. Im Moment noch nicht. Noch ist nichts erreicht. Das Problem ist nicht, dass wir 2:3 gegen Manchester City verloren haben, sondern ich weiß, warum wir verloren haben.

Deswegen bin ich hier. Manchester hat viermal aufs Tor geschossen und haben uns vielleicht 15 min dominiert. Hier hat man das Gefühl, dass die Öffentlichkeit denkt, es sei alles schon gemacht. Es ist noch nichts gemacht, wir haben erst Dezember. Wir müssen noch besser werden. Unter dem Strich haben wir 75 min besser gespielt als Manchester.“

Guardiola nervt das Gefasel von der ständigen Bayern-Rekordjagd, der augenscheinlichen Überlegenheit. „Das ist ein Problem, wenn die Spieler das dauernd hören und lesen, setzt sich das im Kopf fest, nachher glauben sie das auch noch selbst, dass schon alles gewonnen sei. Wir müssen uns jedes Spiel verbessern, jedes Spiel ist ein Schritt. Und wenn du jedes Spiel in der Bundesliga und in der Champions League und im DFB-Pokal gewinnen willst, ist das noch nicht gut genug. In Marokko kämpfen wir darum, die beste Mannschaft der Welt zu sein. Im Moment sind wir das noch nicht. Trotzdem spüre ich jeden Tag mehr Vertrauen in meine Arbeit und auch in die Mannschaft, jeden Tag spüre ich mehr Sicherheit.“

Auch Uli Hoeneß ist die Lobhudeleien um die Bayern leid. „In der letzter Zeit war ja nur noch zu hören und zu lesen, welcher Rekord jetzt schon wieder zum Brechen ansteht. Das geht ganz schön auf die Nerven. So war die Pleite gegen Manchester vielleicht ganz heilsam! Es sollte endlich wieder um Fußball gehen!“

 

 

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