Kult-Schiri Ahlenfelder: „Pils und Malteser“ ehrt mich!

Für die Rubrik „Was macht eigentlich?“ spürte „Stern“-Reporter Christoph Wirtz jetzt den ehemaligen FIFA-Schiedsrichter Wolf-Dieter Ahlenfelder auf, der am 8.11.1975 die erste Halbzeit des Bundesligaspiels Werder Bremen gegen Hannover 96 15 min zu früh abgepfiffen hatte, weil er betrunken war. Dabei erzählt der Kult-Schiri aus dem Pott auch von Sesselfurzern und Nasenbohrern!

„Die alte Geschichte, dass ich mit der ersten Halbzeit Werder gegen 96 ne Viertelstunde zu früh abgeschlossen habe, wird wohl was damit zu tun haben, dass man sich nicht an viele Schiedsrichter erinnert, an mich aber schon“, so Ahlenfelder. „Dat kriegt man wohl nicht mehr aus der Welt. Wenn de heute in Bremen in die Kneipe gehst und einen Ahlenfelder bestellt, bekommst du ein Pils und einen Malteser. Ich sag‘ offen: dat ehrt mich.

Nach dem Spiel damals dachte ich allerdings, dass die Welt untergeht. Aber der DFB hat zu mir gehalten. Die haben sich gedacht: so ein guten Schiedsrichter können wir nicht einfach in der Versenkung verschwinden lassen. Ob die Schiedsrichter heute vor dem Spiel nur Sinalco trinken, weiß ich nicht. Ich bin da raus.“

Ahlenfelder über die heutigen Schiedsrichter: „Die tun mir leid. Mit diesen ganzen saumäßigen Kameras und wat nich‘ alles. Denken Sie nur an das Phantomtor. Dat geht mir so auf die Kirsche! Auf der anderen Seite ist das Niveau der Schiedsrichter aber stark zurückgegangen. Die pfeifen Elfmeter und Abseits, da kann ich nur mit dem Kopf schütteln. Dabei gibt es inzwischen sogar extra zwei Torrichter, die in der Nase bohren, und so einen Sesselfurzer, der als vierter Mann Täfelchen hochhält. Wir haben das früher mit drei Mann hingekriegt!

Dabei haben wir nur 24 DM verdient. Wenn ich dann ne Runde geschmissen habe, war der Samstag schon ein Minusgeschäft. Die Kerle kriegen heute 3.000 € pro Spiel. Euro! Außerdem wird heute auch zu viel gejammert bei den Spielern! Wir haben ne tolle Nationalmannschaft, nur zu viele Weicheier dabei. Die kriegen rechts einen drauf, halten sich links den Fuß und rollen damit kunstvoll über den Rasen. Bei so Szenen bin ich früher dazwischen und habe denen Freiräume versprochen: Allein in der Kabine duschen ist ganz herrlich!“

Ahlenfelder zählte in seiner aktiven Zeit zu den beliebtesten Schiedsrichtern, seine Sprüche auf dem Fußballfeld waren legendär. Beispiel gefällig? Paul Breitner zu Ahlenfelder: „Ahli, Du pfeifst wie ein Arsch!“ Replik Ahlenfelder: Paul, Du spielst wie ein Arsch.“ Der Schiri aus dem Pott kam in seiner Karriere mit vier Roten Karten aus und wurde 1984 als bester deutscher Schiedsrichter der Saison geehrt. Der 69-jährige lebt heute mit seiner Frau in Oberhausen.

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