Champions League: Leverkusen schämt sich

Wie ein Häufchen Elend hockte Bayer Leverkusens Trainer Sami Hyypiä auf dem Podium des Presseraums in der BayArena. Er musste die 0:5-Schlappe gegen Manchester United erklären. „Es ist nicht so angenehm, jetzt hier zu sitzen“, verriet der 40-jährige Coach. „Morgen ist ein neuer Tag, wir müssen wieder aufstehen!“

Backseat-Crew: Rio Ferdinand (r.) mit Ashley Young, Wayne Rooney und Tom Cleverley (v.l./Foto: facebook)

Backseat-Crew: Rio Ferdinand (r.) mit Ashley Young, Wayne Rooney und Tom Cleverley (v.l./Foto: facebook)

Dass sie das auch am Spieltag durften, nämlich unbeschadet aus ihren Betten klettern, daran hatten die ManU-Profis eine Schrecksekunde lang Zweifel. Denn beim Landeanflug auf den Köln/Bonner-Flughafen musste die Maschine mit den Männern von United einmal durchstarten, da ein zweiter Flieger beim Anflug des Red Devils-Klippers noch auf der Landebahn stand.

Der Tower gab dem Piloten die Anweisung durch zu starten und einen neuen Landeanflug vorzunehmen. Nach der geglückten Ankunft twitterte Rio Ferdinand: „Endlich in Deutschland gelandet und gerade genesen von dieser wackeligen Landung…“ („Landed in Germany….just….I’ve only just recovered after that choppy landing!“)

Da wurden schlagartig ungute Erinnerungen an den 6. Februar 1958 wach, als British-European-Airways-Flug 609 mit dem ManU-Team sowie Sportjournalisten, Fans und Begleitpersonal an Bord vom Spiel in Belgrad über München nach Manchester auf dem Flughafen München-Riem beim dritten Startversuch von der Startbahn abkam und explodierte. Beim „Munich Air Disaster“ oder „Munich Air Crash“, wie es seitdem im englischen Sprachgebrauch heißt, kamen von 44 Insassen 23 ums Leben.

Auf dem Platz jedoch legten die Stars von der Insel dann eine Punktlandung hin und schossen nach zähem Start die Leverkusener ab. Bayer-Stürmer Stefan Kießling war stinksauer: „Dass man sich so abschießen lässt, darf nicht passieren. Dabei hatte ich das Gefühl, dass wir gut im Spiel waren und nicht zu viel Angst gezeigt haben wie im Hinspiel.“

Auch Sportchef Rudi Völler hatte die Faxen dicke: „Mir fehlen selten die Worte, aber das war ein ganz bitterer Abend. Wir müssen die Mannschaft jetzt erstmal aufbauen.“ Im Studio des Fernsehsenders Sky sah Bayers Ex-Manager Reiner Calmund das Desaster und konstatierte: „Das hatte mit Champions League nicht im geringsten etwas zu tun und ist nicht im Ansatz zu akzeptieren.“

Oliver Kahn meinte im ZDF: „Klassenunterschied in allen Belangen.“ Hier fiel vor allem leitet ManU-Urgestein Ryan Giggs auf, der in seinem 953. Pflichtspiel für Manchester United mal eine fabelhafte Leistung hingelegte und selbst mit 40 Jahren noch flinker ist als die meisten Bayer-Kicker. Hyypiä stellte auch deshalb fast ohnmächtig fest: „Ich kann etwas sagen, aber ich kann nicht in die Köpfe der Spieler gehen. Vielleicht ist es mental, ich kann nicht glauben, dass es an anderen Sachen liegt.“

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