Manuel Friedrich und das Abenteuer Indien

Diese „Süddeutsche Zeitung“ berichtete jetzt vom Abenteuer Indien des ehemaligen Fußballprofis Manuel Friedrich, der seit Oktober für den indischen Klub Mumbai City FC die Fußballschuhe schnürt.

 

Manuel Friedrich und das Abenteuer Mumbai (Foto: Katharina Wieland Müller  / pixelio.de)

Manuel Friedrich und das Abenteuer Mumbai (Foto: Katharina Wieland Müller / pixelio.de)

Friedrich traute sich nach vier Wochen auf dem Subkontinent endlich in einen der berühmten Käfige von Mumbai. In den abgetrennten Räumen fliegen den Protagonisten Cricket-Spielgeräte wie bei einer Ballmaschine im Tennis um die Ohren, mal schnell, mal tief und mal hoch.

„Hier muss man ganz schön aufpassen, dass man keine Kugel an den Kopf bekommt“, weiß Friedrich. „Deshalb habe ich mir auch das einfachste Level eingestellt.“ Cricket ist schließlich der Nationalsport in Indien, trotzdem soll der Ex-Nationalspieler mit dafür sorgen, dass auch der Fußball an Stellenwert gewinnt. Seit Mitte Oktober steht Friedrich beim Mumbai City FC in der neu etablierten Indian Super League (ISL) unter Vertrag.

Der ehemalige Mainzer muss sich dabei erst einmal daran gewöhnen, dass die Fußball-Spielberichte in der Zeitung ganz hinten nur als Minimeldung im Sportteil erscheinen, während Cricket schon auf der Titelseite platziert ist.

Zum Training tingelt Friedrich mit einer zweirädrigen Rikscha, was im Straßenverkehr der Millionenstadt Mumbai schon ein Abenteuer ist. Dort gelten nämlich eigene Gesetze. In der 12 Millionen Einwohner Metropole kommt man aus dem Chaos mit Kühen, Autos und Menschen nämlich nur heil heraus, wenn man die Regeln beherrscht. „Manchmal brauche ich für 10 km rund 2 h“, verrät Friedrich.

Vieles ist anders als in der Bundesliga, in der Friedrich 250 Einsätze absolvierte. Die lange Fahrt zum Training ist die eine Sache, dass er seine nassen Fußballschuhe nach dem Training im Hotelzimmer mit dem Föhn trocknen muss, eine weitere Besonderheit. „Das ist ja gerade das reizvolle. Wir wollen den Fußball im Land populärer machen, ihn auch in die Schulen bringen, um Mädchen und Jungen zu begeistern“, so Friedrich.

In knapp zwei Monaten wird in der ISL aus acht Teams ein Meister gekürt, gespielt wird in Turnierform. Neben Friedrich gibt es noch weitere prominente Kicker, die natürlich nicht nur die neue Erfahrung, sondern auch das Monetäre lockt.

Zu Friedrichs Mannschaftskameraden zählen beispielsweise Nicholas Anelka (35) oder der ehemalige schwedische Superstar Frederic Ljungberg (37). Italiens Weltmeister Alessandro Del Piero (39) ist schon Publikumsliebling des Hauptstadtklubs Delhi Dynamos. Brasilien-Star Zico hingegen coacht den Club in Goa, wo auch der 41-jährige Robert Pires angeheuert hat.

Mit den Fußballveteranen sollen die Fans in Scharen ins Stadion gelockt werden, bei der Eröffnungszeremonie klappte das schon ganz gut. In Mumbai sorgten 70.000 Fans „für eine fantastische Stimmung“, unterstreicht Friedrich.

Schon vor zwölf Jahren sollte ein ähnliches Projekt in Indien Erfolg bringen. Damals wurden viele Fehler gemacht. Es fehlten nicht nur die großen Namen, sondern auch finanzstarke Sponsoren. Deshalb war die Profiliga zu Beginn des neuen Jahrtausends zum Scheitern verurteilt. Geld ist diesmal genug da, da sich Indiens reichster Bürger Mukesh Ambani, der australische TV-Mogul Rupert Murdoch und der Vermarktungsgigant IMG in der ISL engagieren.

Mitmischen möchten auch die Bollywood-Filmindustrie und der Cricket-Sport, Schauspieler Ranbir Kapoor beispielsweise ist Besitzer des Friedrich-Clubs Mumbai City FC, während sich Cricket-Ikone Sachin Tendulkar für eine Viertelmillion Dollar die Kerala Blasters kaufte.

Der Indische Fußballverband AIFF erhält für die kommerziellen Rechte von den Sponsoren umgerechnet rund 90 Millionen €. Im Vergleich zur Bundesliga ist der Marktwert ISL dagegen noch marginal, hier stehen 160 Millionen € gegen das Premium Produkt DFL mit einem Wert von 2,4 Milliarden €. Die indische Cricket-Liga soll sogar 4 Milliarden € wert sein.

Trotzdem ist Friedrich der Meinung, dass das Potenzial riesig sein. Diese Meinung haben auch europäische Spitzenklubs wie Atlético Madrid, der AC Florenz oder Inter Mailand, die sich Anteile an indischen Vereinen gesichert haben.

Friedrich und Mumbai gehören zu den Favoriten auf den Meistertitel, auch wenn die Truppe in den ersten vier Partien nur einmal siegreich das Feld verlassen konnte. Gewöhnen muss sich Friedrich an den eng gesteckten Terminkalender, eigentlich dachte der Abwehrspieler, der vergangene Sommer noch für Borussia Dortmund in der Champions League kickte, „dass ich von Land und Leuten mehr mitbekomme und in einem eigenen Apartment wohnen kann.“ Doch sein Vertrag schreibt vor, dass er in einem Hotel wohnen muss. In zwei Monaten ist das Abenteuer dann beendet, Friedrich will anschließend weiterziehen und gibt zu, dass seine Frau und ihn auch Thailand reize…

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