Arjen Robben: Guardiola ist ein Supertrainer!

  • Karriereende beim FC Bayern
  • von Fans enttäuscht
  • Kinderbuch veröffentlicht

In der Heiligabend-Ausgabe der Süddeutschen Zeitung hat Bayernstar Arjen Robben in einem Exlusiv-Interview angedeutet, sich vorstellen zu können seine Karriere beim deutschen Rekordmeister zu beenden.

Robben, der nach dem bösen Foul von Augsburgs Torhüter Marien Hitz im letzten DFB-Pokalspiel eine tiefe Risswunde im Knie davontrug, leidet immer noch an dieser Verletzung. Die SZ-Reporter Klaus oeltzenbein und Christof Kneer wollten zuerst wissen, ob Robben mit seiner Blessur überhaupt einen Tannenbaum schmücken könne?!

Arjen Robben nach dem gewonnenen Champions-League-Finale (Foto: Facebook)

Arjen Robben nach dem gewonnenen Champions-League-Finale (Foto: Facebook)

Normalerweise schmücke ich mit den Kindern, aber dieses Jahr gibt es ausnahmsweise keinen Weihnachtsbaum“, erklärt Robben. „Wir sind an Heiligabend im Urlaub, weit weg in der Sonne. Zehn Tage abschalten mit der Familie, das ist nach diesem Jahr extrem wichtig.“

Robben betont, dass er ein absoluter Familienmensch sei. „Familie ist alles. In so einer Sportlerkarriere brauchst du ein zu Hause, und nur die Familie weiß, wie es mir wirklich geht. Nur sie kann einen auffangen, wenn es mal nicht so gut läuft, wenn man mal verletzt ist.

Mit Verletzungen kennt sich meine Familie ja leider aus. Die Kinder bekommen auch mit, wenn ich verletzt bin. Sie haben mich in Augsburg auch im Krankenhaus besucht, da musste ich ja zwei Tage bleiben. Inzwischen bin ich für die Kinder aber wieder gesund – weil die Krücken weg sind.

Die Kinder werden die klassische Familienweihnacht auch nicht vermissen, da sie ihre Geschenke ja längst bekommen haben. In Holland ist Weihnachten zwar auch wichtig, es gibt einen Tannenbaum, die Familie trifft sich und man ist was Schönes, aber die Geschenke gibt es schon am Nikolaus. Das ist bei uns am 5. Dezember, nicht am 6. Dezember.“

Robben spricht im SZ-Interview auch über ein spannendes Projekt, der Fußballstar hat an einem niederländischen Kinderbuch mitgearbeitet, darin ist er die Hauptfigur. Übersetzt heißt das Buch „Arjen Robben und das Finale der Champions League“.

„Das Buch hat verschiedene Kapitel“, verrät Robben. „Jedes ist von einer anderen Schulklasse geschrieben worden, von Kindern, die zwischen 10 und 13 Jahre alt sind. Es sind alles Schulen aus der Provinz Groningen, wo ich herstamme, meine alte Schule ist auch dabei. Im ersten Kapitel geht es los mit meiner Jugend, dann kommen alle meine Stationen, Groningen, Eindhoven, Chelsea, Real Madrid, FC Bayern. Und es endet natürlich mit dem Champions-League-Sieg.

Das Buch ist eine Kombination aus Dingen, die wirklich passiert sind, und Sachen, welche die Kinder dazu erfunden haben. Es ist nicht meine echte Biografie. Aber das war ja der Sinn der Sache: die Kinder sollten lernen, im Internet nachzuforschen und das dann mit der eigenen Fantasie aufzuschreiben. Also bitte nicht alles glauben! Wie ich meine Frau kennen gelernt habe, das stimmt zum Beispiel nicht.“

Robben macht darauf aufmerksam, dass es in Holland eine Stiftung gebe, die ihn gebeten habe, an dem Buchprojekt mitzuwirken. Robben: „Die Stiftung heißt lesen und schreiben. Sie wendet sich an Menschen mit Lese- und Rechtschreibschwäche, und sie möchte vor allem Kindern zeigen, dass Lesen und Schreiben etwas Schönes sein kann. Damit das Buch auch richtig gut wird, haben wir einen holländischen Kinderbuchautor dazu genommen, der die Kapitel künstlerisch zusammenbaut. Das ist sicher besser als wenn ich das mache. Ich habe ein paar Texte eingesprochen. Es ist auch eine App dabei. So wird es auch bei den nächsten Büchern sein, es wird noch zwei weitere Bände geben.

Der Titel des zweiten Bandes steht schon fest und heißt: ‚Arjen Robben und der magische Schuss in Rio‘. Es erscheint allerdings schon vor der WM“, so Robben. „Es wird in unterschiedlichen Kapiteln um meine Länderspielkarriere gehen – ja, und der Schluss wird halt ein bisschen vorgezogen. Im dritten Band wird dann erzählt, dass ich zu meinem alten Verein Groningen zurückkehre und dass wir gemeinsam die Meisterschaft gewinnen. In Wirklichkeit wird Groningen nämlich nie Meister, die landen immer so zwischen Platz 6 und 12. Es werden jedenfalls drei schöne Bücher werden, auch mit sehr schönen Bildern.

Das Bild, wie ich im Champions-League-Finale allein vor BVB-Keeper Weidenfeller stehe und kurz vor dem Schlusspfiff das entscheidende 2:1 erziele, wird natürlich im Buch auch vorkommen. Im Moment sieht man dieses Tor ja auch ständig, es kommt in allen Rückblicken vor.

Ich habe es zuletzt erst wieder gesehen, da war ich in Holland bei der ‚Sportler des Jahres‘-Gala. Dabei ist es in Holland sehr selten, dass ein Fußballer unter die besten Einzelsportler nominiert wird, das war eine Ehre für mich. Aber gewonnen habe ich nicht, gewonnen hat wieder unser Reckturner Epke Zonderland, das dritte Mal hintereinander.“

Robben kann sich auch ein gutes halbes Jahr später immer noch an die entscheidende Situation im Finale von Wembley erinnern. „Ich sehe noch den langen Ball fliegen, er kommt zu Franck Ribéry, ich fange an zu laufen, intuitiv, und während ich laufe, hoffe ich, dass Franck mich sieht. Franck legt den Ball super rüber, ich sehe vor mir eine kleine Lücke, und mein erster Kontakt war zum Glück perfekt. Ich nehme den Ball mit, durch die Lücke und dann bin ich weg.

Als dann plötzlich Dortmunds Torhüter Weidenfeller vor ihm stand, sei Robbens erster Gedanke gewesen, dass er an ihm links vorbei müsse. Er habe angesetzt, Weidenfeller aber die Bewegung mitgemacht. Robben habe im Bruchteil einer Sekunde seinen Plan ändern müssen. „Deswegen ist es auch kein harter Schuss mehr geworden, es musste alles so schnell gehen. Am Ende war es so sogar noch schöner: dass der Ball ganz langsam über die Linie gerollt ist. Das vergesse ich nie. So ein Tor bleibt für immer.“

Robben spricht auch über die Gedanken, die er nach dem Tor hatte. „Durch so ein Tor fühlt man schon, dass sich die Arbeit nach vielen Rückschlägen und verpassten Chancen, Verletzungen gelohnt hat. Deshalb passt das ja auch mit dem Kinderbuch so gut, weil das ja die wirkliche Erfüllung eines Traumes ist, den jeder kleine Junge hat: dass man das Siegtor im Champions-League-Finale schießt, in der letzten Minute.“ Robben lässt auch wissen, dass er 1995 beim Champions-League-Sieg von Ajax Amsterdam im Ernst-Happel-Stadion von Wien gegen den AC Mailand das erste Mal davon geträumt habe, auch einmal in einem großen Finale zu stehen. „Ich war elf, musste ausnahmsweise nicht ins Bett. Ich durfte das ganze Spiel live sehen.

Da habe ich zum ersten Mal begriffen, dass es große Siege gibt. Der Trainer dieser Ajax-Mannschaft war Louis van Gaal, aber auf Trainer habe ich damals nicht so geachtet. Ich habe damals auch gar nicht viel Fußball im Fernsehen geschaut. Ich war immer draußen, ich habe lieber selber gespielt. Dabei war Romario mein Held, er hat damals für Eindhoven gespielt. Das war auch meine erstes Spiel, das ich live im Stadion sehen durfte: meine Heimatclub Groningen gegen Eindhoven. Mir haben die Dribblings von Romario gefallen, wie er am Gegner vorbei ist, am Torwart, ganz einfach.“

Eine der unschönen Situationen im Jahr 2013 war natürlich die Verletzung nach der brutalen Grätsche von Augsburgs Keeper Marvin Hitz. „Bis dahin hatte ich einen absoluten Lauf“, weiß Robben. Überall hieß es: Der ist in der Form seines Lebens. Der spielt den besten Fußball seines Lebens. Ich glaube das gar nicht, ich glaube, dass ich vor zwei, drei Jahren noch bessere Spiele gemacht habe – aber dieses Jahr ist meine Leistung vielleicht noch mehr aufgefallen, weil ich sie über eine längere Periode gebracht habe. Früher war ich vielleicht mal ein halbes Jahr auf Top-Level oder ein paar Monate, dann kamen immer wieder Pausen.

Seit Dezember 2011 hatte ich eigentlich nichts größeres mehr, und 2013 bin ich ein ganzes Jahr fit geblieben. Mit den Jahren lernt man seinen Körper nämlich immer besser kennen, man lernt so auch, die Signale zu beachten, aber es war sicher auch Glück dabei. Und dazu kommt, dass ich bei Bayern in den besten Händen bin beim Arzt und den Physios, und ich habe auch einen eigenen Spezialisten, der mit mir arbeitet, einen Osteopathen.“

Robben sind auch die Spekulationen nicht verborgen geblieben, die sich mit dem potentiellen Ende seiner Karriere beschäftigt. „Auch hier bei Bayern hatten sie Sorge, ob ich es nochmal schaffe, mit 100 % zurück zu kommen. Das war eine komische Geschichte damals, und danach hatte ich noch eine Schambeinentzündung, dieses Wort hatte ich vorher noch nie gehört. Seitdem habe ich keine Muskelverletzung mehr gehabt. Es ist nicht einfach mit dem Image zu leben, ein verletzungsanfälliger Profi zu sein. Ich war ja nicht dauernd verletzt, wie es immer hieß, ich hatte ein-, zweimal im Jahr etwas, aber wenn man die ganze Liste sieht, denkt man natürlich: hat der überhaupt auch mal Fußball gespielt?

In den Verletzungsphasen habe ich mir angewöhnt, Witze über meinen Körper zu machen. Wenn man positiv ist, kann man das alles besser akzeptieren. Auf jeden Fall hat mir Marvin jetzt eine SMS geschickt und sich entschuldigt. Darin stand, dass es ihm leid tue und er das nicht gewollt habe. Ich habe dann kurz ‚Danke‘ geantwortet. Was soll ich sonst tun? Es ist ja nett von ihm, dass er sich meldet, er hat seine Pflicht damit erfüllt, aber es bleibt ein brutales Foul. Die Wunde heilt leider nicht von einer SMS.“

Robben verrät in dem Interview auch, welchen Stellenwert der Champions-League-Titel für ihn besitzt. „Dieser Titel hat mir mehr Ruhe gegeben. Vielleicht ist das sogar ein Grund dafür, dass ich zuletzt so fit war – ich bin völlig entspannt. Nicht im Sinne von lässig, ich mache ja weiter meine speziellen Übungen, bin weiter im Kraftraum – aber durch den Titel ist einfach viel Druck abgefallen. Meine Frau und auch der Trainer sagen oft zu mir: genieß‘ das Leben, genieß‘ sDinen Fußball – Du hast es geschafft.

Denn wenn wir den Champions-League-Titel wieder verpasst hätten, hätte es geheißen: der Robben hat drei Finals mit Bayern verloren und eines mit Holland. Das wäre eine traurige Geschichte gewesen. Dieser Titel macht vieles wieder gut. Schließlich schmerzt das verlorene WM-Finale 2010 immer noch. Das war eine Möglichkeit, die man wahrscheinlich nur einmal im Leben bekommt. Und ich hatte die große Chance gegen Spanien im Finale, frei vor Casillas.

Ein paar Zentimeter weiter rechts, und ich schieße das Siegtor. So aber treffe ich ihn am großen Zeh. Auch dieser Moment bleibt für immer. Das wird immer eine Riesenenttäuschung sein. Da hilft auch der Champions-League-Titel oft nicht, denn häufig denkt man: Wenn ich bei der WM getroffen hätte, dann hätte ich jetzt alles gewonnen. Alles! Champions League und WM! Trotzdem macht unser Champions-League-Sieg Jahr zu 100 % das verlorene Vorjahresfinale wieder wett.

Trotzdem ist es bis heute enttäuschend, dass ich beim späteren Freundschaftsspiel zwischen dem FC Bayern und Holland von den eigenen Fans ausgepfiffen worden bin. Ich bleibe dabei: wenn du ein richtiger Fan bist, machst du sowas nicht. Aber auch die Kommunikation lief im Vorfeld dieses des Spiels nicht so gut: die Anhänger dachten nämlich, ich spiele eine Halbzeit für Bayern und eine für Holland. Aber ich hatte keine Wahl. Es war vertraglich geregelt, dass sich nur für Holland spiele.

Immer war es aber nicht so, dass ich bei den Fans so polarisiere. Als ich zum FC Bayern gekommen bin, hab ich im ersten Spiel zwei Tore geschossen und wurde gleich gefeiert. Problematisch war eigentlich nur das erste Halbjahr 2012, ich habe in dieser Zeit natürlich auch zwei wichtige Elfmeter verschossen, gegen Dortmund im Pokalfinale und gegen Chelsea. Aber ich war der vorhergesehene Schütze, ich habe die Verantwortung übernommen, das war ja nichts Böses.“

Robben spricht auch über den Umstand, dass er auf dem Platz oft ein Individualist und Egoist sein kann. „Es kommt schon mal vor, dass ich mal selber schließe, anstatt abzuspielen. Aber das passiert in hohem Tempo, das ist nichts, was gegen die Mannschaft geht, und das gehört auch zu meinem Spiel. Aber es gab damals in einer Zeitschrift auch noch eine persönliche Attacke gegen mich, und irgendwann war dieses Bild fertig. Das war eine schwierige Periode damals, ich war kurz davor, mein Spiel zu verlieren.

Schließlich habe ich mich manchmal dabei erwischt, wie ich versuche, mein Spiel umzustellen, unbewusst und gegen meinen Willen. Aber wenn ich nicht mehr ins Dribbling gehe, nichts mehr riskiere, dann bin ich nicht mehr Arjen Robben. So hat das Jahr 2013 mit dem Tripel gewinnen uns allen viel Ruhe gegeben, der Mannschaft, dem Verein, aber klar, mich hat es besonders glücklich gemacht. Die Leute haben gemerkt: der kämpft einfach weiter, der kommt immer wieder zurück.“

Auch über seine Zukunft beim FC Bayern lässt sich Arjen Robben aus. Es gibt noch keine konkreten Gespräche, mein Kontrakt läuft noch bis 2015. Aber nach meiner Verletzung hat mich sofort unser Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge kontaktiert und mich aufgebaut, und da hat er gesagt, dass wir demnächst konkret über die Zukunft reden werden. Er hat sich, glaube ich, auch öffentlich schon positiv geäußert, und ich selber bin da auch ganz zuversichtlich: der Verein weiß, was er an mir hat, ich weiß, was ich am Verein habe. Ich habe das Gefühl, dass ich mindestens noch drei Jahre Top-Fußball vor mir habe – gerne beim FC Bayern.“

Robben tritt dabei auch vehement Spekulationen entgegen, Trainer Pep Guardiola könne nicht mit Spielern arbeiten, die eine große individuelle Klasse besitzen. „Manchmal nerven solche Vorurteile, manchmal sind sie auch nur zum Lachen. Ich habe mir keine Sorgen gemacht. Unser Trainer redet ganz viel über Fußball, auch mit einzelnen Spielern. Er zeigt auch einem fast 30-jährigen Spieler wie mir, wie man mit kleinen Veränderungen noch gefährlicher werden kann, es geht da um Details, wie man läuft, welche Räume man bespielen kann. Mich interessiert das, ich denke viel darüber nach. Er ist ein Supertrainer.

Er hat seine eigene Akzente natürlich hinzugefügt. Es ist nicht mehr so wie früher, dass die Stürmer zum Verteidigen zurückkommen, es ist eher so, dass die Abwehrspieler zum Verteidigen aufdrücken. Wir verteidigen viel weiter vorne, machen viel weiter Druck auf den Gegner. Aber der Trainer nutzt all die Stärken, die wir schon haben, er nimmt da nichts weg.

Am Anfang gab es aber auch Momente, in denen ich mich gefragt habe, was der neue Trainer nur mit mir vorhat. In den Testspielen habe ich ja auch mal als Mittelstürmer agiert. Der Trainer wollte mehrere Möglichkeiten testen, aber ich glaube, er weiß schon, dass ich rechts am stärksten bin. Er weiß, dass jeder Spieler seine speziellen Qualitäten hat und dass man die auch nützen muss. Der Trainer lässt Franck und mir die Freiheiten, die wir für unser Spiel brauchen.“

Eine spektakuläre Situation in der Saison 2013/14 des FC Bayern war der Moment, als Arjen Robben in Mainz einen Elfmeter schießen wollte, Trainer Guardiola den Filigrantechniker allerdings zurückpfiff – schießen sollte nämlich Thomas Müller.

„Die Sache war wesentlich kleiner als sie immer dargestellt worden ist. Ich wollte den Elfmeter schießen, der Schütze war nicht festgelegt, aber dann hat der Trainer gesagt, dass Thomas Müller schießen solle. Ich war verärgert, aber zwei Wochen später ist sowas vergessen. Das ist nichts, was meine Meinung über den Trainer ändert. Wenn es bei der Fußball-WM im Gruppenspiel gegen Spanien einen Elfmeter geben sollte, dann schieße ich diesen hundertprozentig rein!“

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