Borussia Dortmund: Werden nicht die weiße Flagge hissen!

Am Samstag muss Borussia Dortmund im Spitzenspiel der Bundesliga gegen den FC Bayern auf seine beiden Abwehrspieler Marcel Schmelzer und Mats Hummels verzichten. Die Nationalspieler kehrten vom Länderspiel gegen England in London verletzt zurück nach Dortmund. Deshalb wurde kurzfristig auch der bislang arbeitslose Defensivspezialist Manuel Friedrich verpflichtet.

Bei Mats Hummels wurde dann am Mittwoch ein knöcherner Bandausriss am rechten Fersenbein diagnostiziert, mit dem er für den Rest der Hinserie ausfallen wird. Dortmunds Teamarzt Dr. Markus Braun hofft, dass Hummels Mitte Januar 2014 wieder ins Training einsteigen kann.

Der Innenverteidiger wendete sich auf Facebook an seine Fans: „Ich hab leider keine guten Nachrichten für euch. Ohne dem Verein jetzt was vorweg nehmen zu wollen ist (mindestens) die Hinrunde vorbei für mich. Das ist zwar be********, aber wenn man sieht wie es Neven oder Sami geht gibt es auch Schlimmeres. Ich werde die Jungs anfeuern so gut es geht, die kommenden Wochen werden sehr schwierig, aber wir werden das schon hinkriegen.“

Marcel Schmelzer hingegen laboriert seit dem Länderspieltriumph von Wembley an einem Faserriss in der Muskulatur der linken Wade und wird drei Wochen ausfallen. Der Manager der deutschen Fußballnationalmannschaft Oliver Bierhoff hat die fatale Szene mit Hummels so in Erinnerung: „Mats hat beim Aufkommen einen Schmerz verspürt. Jetzt muss man sehen, ob das funktionell ist oder ob es andere Probleme sind. Ich drücke die Daumen, dass er spielen kann.“

Das wird nicht klappen! Trotzdem will Borussia Dortmunds Sportdirektor Michael Zorc die Punkte nicht schon vorher an die Münchner abgeben. „Wir werden niemals und vor niemandem die weiße Fahne hissen“, gab sich Zorc im Interview mit dem Fachblatt „kicker“ kämpferisch. „Wir haben wiederholt gezeigt, dass wir die Bayern schlagen können. Natürlich sind wir aufgrund der Verletzungen von Marcel Schmelzer und Mats Hummels geschockt gewesen, aber wir freuen uns auf das Spiel gegen Bayern München. Vielleicht ist das heute schwer erkennbar, aber in den nächsten Tagen wird diese Vorfreude sicher bei uns Einzug halten. Natürlich war es ein herber Schlag, dass wir die komplette etatmäßige Viererabwehrkette ersetzen müssen. Für uns haben sich die Rahmenbedingungen in relativ kurzer Zeit deutlich verschlechtert. Wir werden improvisieren müssen.“

Dennoch will Zorc Bundestrainer Joachim Löw keine Mitschuld ankreiden, der hatte in London fünf BVB-Kicker eingesetzt: „Wir machen dieses Thema nicht auf. Das Spiel gegen Bayern wird den weiteren Saisonverlauf auch noch nicht beeinflussen. Die Saison ist noch sehr lang, es werden danach erst 13 von 34 Spieltagen absolviert sein. Natürlich ist es weiterhin unser Ziel, den Abstand zu verringern.“

Zorc kritisiert stattdessen den Ligaverband DFL: „Das ist für mich persönlich eine unglückliche Terminierung“, so Zorc in der Sport Bild. „Dieses Spiel vor einen fünften Spieltag in der Champions League zu setzen, an dem es im Normalfall noch um viel geht – und unmittelbar nach einer langen Länderspiel-Pause. Das ist nicht optimal für alle Beteiligten, von der Vorbereitung her, von der Vorfreude, von allem!“

BVB-Boss Hans-Joachim Watzke ist pessimistischer. „Unsere komplette London-Abwehr vom Champions League Finale ist atomisiert worden. Die Viererkette, mit der wir das Double gewonnen haben – einfach weg“, bilanzierte der Geschäftsführer in der Bild-Zeitung enttäuscht. „Über den Meistertitel sollten wir jetzt sicher nicht reden. Wir müssen den Anschluss halten. Ich habe solch eine extreme Situation wie jetzt beim BVB noch nie erlebt. Wir werden jetzt mit Manuel Friedrich eine Alternative bis zum Sommer verpflichten, dazu haben wir unter anderem mit Koray Günther einen starken, jungen Innenverteidiger. Aber alle unsere Alternativen sind nicht eingespielt“, so Watzke.

„Aber unsere Alternativen sind alle nicht eingespielt. Damit werden wir natürlich einer großen Stärke beraubt sein. Am Samstag gegen Bayern benötigen wir deshalb noch mehr die bedingungslose Unterstützung unserer Zuschauer. Zuletzt haben wir viele große Fußball-Partys zusammen gefeiert – jetzt müssen wir zusammenstehen. Aber wir im Ruhrgebiet sind es doch gewohnt, wieder aufzustehen.“

Auf die Hilfe der BVB-Fans kann Ex-Borusse Mario Götze sicher nicht hoffen. In der Sport Bild erklärte der Nationalspieler, der zu Saisonbeginn für 37 Millionen € von den Westfalen an die Isar gewechselt war: „Angst habe ich auf keinen Fall vor den Pfiffen, schließlich habe ich ja irgendwie Verständnis für die Fans, die mich lieber weiter im BVB-Trikot gesehen hätten. Für mich ist das aber auch eine gewisse Bestätigung, dass ich etwas für den Club geleistet habe. Wir haben zusammen Titel geholt und erreichten sogar das Champions League Finale. Wenn ich jetzt zurückkomme, werde ich mich darauf einstellen müssen, dass nicht jede Reaktion im Stadion positiv ausfallen wird. Aber das gehört eben zum Fußball dazu.“

Michael Zorc appelliert an die Fairness des Dortmunder Publikums: „Es geht um Fußball, um mehr nicht. Wir sind nicht naiv und glauben, dass es Standing Ovations für Mario geben wird. Trotzdem: er hat zwölf Jahre erfolgreich und gut für uns gespielt, und wir haben eine Rekord-Ablösesumme verbuchen können. Das alles gilt es am Samstagabend zu berücksichtigen.“

Die hohe Transferentschädigung für Götze eröffnet den Dortmundern natürlich immer noch enorme Möglichkeiten bei potentiellen Neuzugängen. So schaute sich BVB-Trainer Jürgen Klopp am Dienstag im Playoff-Rückspiel zur WM-Qualifikation 2014 zwischen Rumänien und Griechenland zwei Spieler an, die für die Dortmunder interessant sein könnten.

Klopp beobachtete den ehemaligen Gladbacher Stürmer Konstantinos Mitroglou von Olympiakos Piräus und Abwehrspieler Florian Gardos von Steaua Bukarest. Klopp steckte auf der Tribüne in Bukarest auch schon die Köpfe mit der Steaua-Manager Mihai Stoica zusammen. Während Innenverteidiger Gordas (25) enttäuschte, könnte Mitroglou für den BVB als Nachfolger für Robert Lewandowski, der nächste Saison zu Bayern München wechseln wird, immer interessanter werden. Der Ex-Gladbacher Mitroglou hat seine Wurzeln am Niederrhein und ballerte die Hellenen fast im Alleingang zur WM.

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