FC Bayern: Hoeneß-Tränen bei Mitgliederversammlung

Bei der Mitgliederversammlung des FC Bayern gestern Abend im Basketballdome ging es sehr emotional zu. Die Mitglieder skandierten immer wieder „Uli Hoeneß, du bist der beste Mann!“ und zollten dem Bayern-Präsidenten und Aufsichtsratsvorsitzenden sogar permanent Standing Ovations.

Bei der Rede von Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge kamen dem Welt- und Europameister die Tränen: „Uli erlebt sicherlich im Moment eine schwierige Zeit“, so Rummenigge. „Ich kenne ihn jetzt im nächsten Sommer 40 Jahre. Uli ist ohne Übertreibung der Spiritus  Rector des FC Bayern. Ohne sein unglaubliches Engagement, ohne sein Zutun, wäre der FC Bayern nicht das, was er glücklicherweise ist und darstellt.

Hoeneß hielt sich dabei die Hände vors Gesicht, schluckte und schluchzte. Rummenigge weiter: „Freundschaft zeigt sich gerade dann, wenn man bei Problemen zusammensteht. Es ist ein Zeichen von Solidarität, dass sich der FC Bayern nicht von außen beeinflussen lässt.“

Nach Rummenigges Rede regnete es minutenlangen stürmischen Beifall. „Lieber Karl-Heinz, ich bin überwältigt“, stammelte Hoeneß darauf. „Aber nicht nur von deiner Rede, sondern auch von der Reaktion unserer, meiner Mitglieder. Ich habe einen großen Fehler gemacht, das hat sich in eine Dimension entwickelt, die ich nicht für möglich gehalten hätte. Ich bin aber fest überzeugt, dass ich einen fairen Prozess bekomme.

Ich möchte mich damit nicht reinwaschen und so tun als wenn nichts geschehen wäre. Außerdem möchte ich Ihnen im kommenden März auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung die Möglichkeit geben zu entscheiden, ob ich noch der richtige Präsident für diesen Verein bin. Wenn ich keine klare Mehrheit bekomme, werde ich mich jedem Votum unterwerfen.“

Nebenbei wurde auch noch der Geschäftsbericht veröffentlicht, die Bayern freuen sich dabei über einen Rekordumsatz von 432,8 Millionen € und wiesen dabei mit 14 Millionen € den dritthöchsten Gewinn in ihrer Vereinshistorie aus. Die Zahl der Mitglieder wuchs auf gigantische 223.985 Bayern-Fans. Der Gewinn nach Steuern lag bei 14 Millionen €, auf dem legendären Bayern-Festgeldkonto schlummern satte 135 Millionen €. Das Eigenkapital liegt bei 286,8 Millionen €.

Rummenigge: „Es war ein unglaubliches Jahr, das wir alle, die hier sitzen, gemeinsam erleben durften. Und Hoeneß verriet: „Ich glaube, es ist vielleicht die beeindruckendste, die schönste Zeit, die wir in der 113-jährigen Geschichte des FC Bayern erleben. Ich glaube, es war nie schöner, wenn es FC Bayern Fan zu sein.“

In einer Reportage des Magazins „Stern“, die heute erschienen ist, wird berichtet, dass sich Hoeneß bei der Hamburger Illustrierten immer wieder gemeldet habe, wenn ihn ein Bericht besonders berührt habe. „Ich will was tun. Ich will spenden. Und kein Wort darüber in ihrem Blatt“, wird Hoeneß zitiert. Das sei oft passiert. So habe er auf dem Hamburger Rathausmarkt gestanden und Würstchen aus seiner Fabrik gegrillt. Der Erlös ist dann an ein Hilfsprojekt in Afrika geflossen. Außerdem habe Hoeneß Geld für „Exit“ gespendet, das Aussteiger-Programm für Neonazis.

Der Autor Michael Streck, der Hoeneß seit mehr als 20 Jahren kennt, wundert sich allerdings heute, dass damals, als Hoeneß oft auch Gast bei Blattkritiken im Konferenzsaal des „Stern“ zu Gast war, dieser zwischendurch immer wieder auf seinen berühmten Pager blickte, der ihm die Börsenkurse anzeigte. Seine Spekulationssucht soll für die angezeigten Steuerdelikte mitverantwortlich gewesen sein.

Hoeneß lieh sich dafür unter anderem Geld von seinem Freund und Ex-Adidas-Chef Robert Louis-Dreyfus in Millionenhöhe. Hoeneß verriet, dass er in jener Zeit dem „Kick nachgejagt“ sei, „der ins große Risiko ging“. Er sei „von der Sehnsucht, die Wirklichkeit zu vergessen“ angetrieben gewesen, um auszubrechen. Hoeneß: „Das geht an der Börse gut.“

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