FC Schalke: Coach Keller darf weitermachen

Mit dem 0:0 beim 1. FC Nürnberg endete für die Schalker eine durchwachsene Hinrunde. Trotzdem haben die Königsblauen Klub-Bosse jetzt auch offiziell entschieden, mit Knappen-Coach Jens Keller weiter zu machen.

Behält seinen Job in der Veltins-Arena auf Schalke: S04-Coach Jens Keller (Foto: Bredehorn Jens  / pixelio.de)

Behält seinen Job in der Veltins-Arena auf Schalke: S04-Coach Jens Keller (Foto: Bredehorn Jens / pixelio.de)

Der 43-jährige musste wegen eines Magen-Darm-Virus die Partie beim Club im Hotel-TV schauen, hütete statt der Schalke-Bank das Bett.

Gestern schleppte sich der geschwächte Keller dann zur Analyse-Besprechung mit den Klub-Bossen, aus der er gestärkt herausging. Denn Keller wird auch in der Rückrunde Coach der Knappen sein.

Während des Spiels hatte Sportvorstand Horst Heldt keinen Kontakt mit Keller. „Das hätte blöd ausgesehen, wenn ich auf mein Handy geschaut hätte“, schmunzelte Heldt. „Nachher hätte noch meine Frau geschrieben…“.

Bezüglich der Trainerfrage wurde Heldt dann wieder ernst. „Jens hatte nicht nur einen Magen-Darm-Virus, sondern auch einen grippalen Infekt, deswegen hätte es keinen Sinn gemacht zu coachen. Deswegen haben wir uns dazu entschieden, dass Peter Hermann die Verantwortung hat. Er hat es gemeinsam mit Sven Hübscher hervorragend gemacht.“ Auch Heldt saß nicht wie sonst auf der Tribüne, sondern nahm neben den Trainern am Spielfeldrand Platz.

Hermann war zufrieden mit dem Punkt beim Club. „Die Nürnberger hatten sicherlich die besseren Chancen“, so Hermann hinterher. „Im zweiten Durchgang hat sich die Mannschaft gesteigert und sich die eine oder andere Chance erspielt. Es war natürlich keine einfache Situation für uns. Wir hatten sehr viele Ausfälle. Mit Jens Keller ist noch der Chef-Trainer ausgefallen und Kevin-Prince Boateng kam auch hinzu. Auf der anderen Seite spielt Nürnberg seit Wochen guten Fußball. Deswegen können wir mit dem einen Zähler gut leben. Jetzt sind wir alle froh, dass die Winterpause kommt und wir Kraft tanken können.“

Nürnbergs Trainer Gertjan Verbeek bilanzierte: „Ich muss meiner Mannschaft ein Kompliment machen. Wir haben nicht viel falsch gemacht. Wir haben uns viele Chancen herausgespielt. Dennoch muss man eben auch mal das Tor machen. Wenn man etwas kritisieren will, dann ist es die Chancenauswertung. Aber wir haben auch zum ersten Mal kein Gegentor bekommen. Das ist auch positiv. Man muss auch mal ein bisschen Glück haben, das haben wir momentan nicht. Trotzdem machen wir immer Fortschritte.“

Schalkes Mittelfeldspieler Roman Neustädter war etwas enttäuschter: „Ich denke, wir standen in der ersten Halbzeit etwas zu tief und haben Nürnberg vorne zu viel spielen lassen. Wir können uns bei Ralf Fährmann bedanken, dass wir kein Gegentor bekommen haben. Im zweiten Durchgang sind wir besser ins Spiel gekommen. Der letzte Pass hat leider häufig gefehlt. Nichtsdestotrotz haben wir einen Punkt mitgenommen. Nürnberg hat sich in den vergangenen Wochen sehr gut entwickelt und zeigt guten Fußball. Es ist nicht einfach, gegen sie zu spielen.“

Jungstar Max Meyer war richtig sauer und gab zu, „dass wir keine gute Leistung gezeigt haben. Wir sind schwach in die erste Halbzeit gekommen. Da waren wir zu passiv und haben zu viele Chancen der Nürnberger zugelassen. Ralf Fährmann hat uns das eine oder andere Mal gerettet. Im zweiten Durchgang lief es zwar besser, aber auch da sind wir nicht so stark aufgetreten. Im Endeffekt müssen wir mit dem Punkt zufrieden sein.“ Zum Trainer-Ausfall meinte Meyer: „„Es ist natürlich ein ungewohntes Bild, wenn der Chef-Trainer nicht dabei ist. Aber die beiden Trainer haben uns sehr gut auf das Spiel eingestellt.“

Mann des Abends war Knappen-Keeper Ralf Fährmann, der mit einigen Paraden eine Pleite am Valznerweiher verhinderte. „Nürnberg hat es sehr gut gemacht und hatte einige Möglichkeiten“, verriet Fährmann. „Insofern können wir mit dem Punkt zufrieden sein. Die Konkurrenz hat natürlich für uns gespielt. Wir haben uns selbstverständlich vorgenommen, als Sieger vom Platz zu gehen. Aber wir konnten das, was wir uns vorgenommen haben, nicht ganz umsetzen. Ich denke, man hat gesehen, dass uns in einigen Situationen ein wenig die Kräfte gefehlt haben.“

Neustädter und Fährmann bewerteten auch die erste Saisonhälfte. „Wir haben drei Punkte mehr auf dem Konto als nach der Hinrunde der vergangenen Saison“, so Neustädter. „Wir haben nach wie vor alle Möglichkeiten, um die vorderen Plätze zu erreichen. Die Pause kommt uns jetzt allen gut gelegen. Jeder wird jetzt Kräfte sammeln und dann greifen wir wieder an.“

Fährmann ergänzte: „So eine Hinrunde geht auch in die Knochen. Wir haben sehr viele Spiele absolviert und sind alle einfach ein bisschen kaputt. Deswegen kommt die Pause zum richtigen Zeitpunkt. Wir haben das eine oder andere Ziel nicht ganz erreicht. Auch wenn wir nicht alle sehr zufrieden sind, ist noch alles im grünen Bereich. Wir haben in der Rückrunde noch alle Chancen, da hinzukommen, wo wir hinwollen.“

Heldt zog auch ein Fazit der Hinrunde. „Wir haben Ziele erreicht, wir haben Ziele nicht erreicht. Im Pokal sind wir desaströs ausgeschieden, in der Champions League haben wir unser Ziel erreicht. In der Liga hatten wir einen miserablen Start, sind den anderen Mannschaften direkt hintergelaufen. Ab dem vierten Spieltag haben wir einen guten Schnitt. Wir haben viele gute Spiele gemacht, haben aber auch Siege eingefahren, in denen die Art und Weise nicht zufriedenstellend gewesen ist. Da haben wir einen anderen Anspruch. Wir sind nur ein Beispiel von vielen, dass es bei vielen Verletzten mit der Mehrbelastung schwierig ist.“

Was der Zähler an der Noris wert ist, wusste Heldt gestern Abend indes noch nicht. „Andere um uns herum haben auch Federn lassen müssen. Viele pfeifen aus dem letzten Loch. Wir auch. Wir haben heute spielerisch keine Akzente gesetzt, sicherlich glücklich einen Punkt mitgenommen. Eine Glanzleistung war nach den vielen Ausfällen aber nicht zu erwarten. Am Ende der Saison werden wir sehen, für was der gut gewesen ist.“ Wird es noch Kader-Zuwachs geben? Heldt: „Es wird heute, morgen und auch Weihnachten nichts passieren – obwohl das Büro besetzt ist. Stand heute ist uns nichts bekannt, es gibt keine Anfragen.“

Ambivalent war die Stimmung beim Tabellenvorletzten der Bundesliga. Torhüter Raphael Schäfer: „Ich freue mich über ein gutes Spiel gegen einen starken Gegner, der immerhin im Champions-League-Achtelfinale steht. Man hat gesehen, wie sich die Mannschaft gegen die Situation stemmt und alles versucht. Es ist eine komische Saison, aber wir glauben weiter an uns und haben es in der Rückrunde noch selbst in der Hand.“

Angesäuert war Angreifer Josip Drmic: „Ich bin enttäuscht, weil ich viele Chance hatte. Aber wir haben guten Fußball gespielt. In der Winterpause tanke ich bei meiner Familie Energie. Und danach werden wir alles daran setzen, dass wir auch wieder gewinnen. Ich glaube weiter an den Klassenerhalt.“

Kollege Javier Pinola konstatierte: „Wir versuchen trotz der schwierigen Situation Fußball zu spielen. Das ist sehr positiv. Wir müssen uns im neuen Jahr einfach mal belohnen. Keiner versteckt sich, wir sind ein Team. Ich habe mich heute gut gefühlt und gefreut, dass ich spielen durfte. Die Position war ganz egal. Jetzt schalten wir erstmal ab und dann können wir in der Rückrunde Vollgas geben.“

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