Klopp keilt gegen Kahn und Sammer!

Nach dem Champions-League-Spiel der Dortmunder gegen Zenit St. Petersburg ging der Streit zwischen BVB-Trainer Jürgen Klopp und ZDF-Experte Oliver Kahn weiter. Moderator Olli Welke wurde es dann zu bunt, er beendete den Zoff.

Klopp keilt gegen Kahn und Sammer!

Klopp keilt gegen Kahn und Sammer!

Kahn konterte Klopps Kritik an Bayern-Sportvorstand Matthias Sammer („Ohne ihn hätten die Bayern keinen Punkt weniger“) schon in seiner Bild-Kolumne als „unverschämt“ und „respektlos“.

Dann soll Kahn im ZDF-Studio die Gelbe Karte von BVB-Stürmer Robert Lewandowski bewerten, der deshalb im nächsten CL-Spiel gesperrt sein wird (dritte Gelbe Karte im Wettbewerb).

„Ich weiß nicht, wieso er da die Hand hochnimmt“, fragt der einstige Torwart-Titan. Klopp keift von der Seite sofort zurück: „Da hätte ich gerne Oli Kahn mal gehört als Spieler. Wenn das eine Gelbe Karte ist, dann lache ich mich kaputt. Robert wurde gestoßen.“ Kahn knickt ein: „Man muss keine Gelbe Karte geben.“ Klopp belehrt Kahn: „Man darf keine geben.“

Dann will ZDF-Mann Welke wissen, wie es „um das aktuelle Binnenverhältnis der Herren“ bestellt sei. Klopp klärt auf: „Wir hatten nie eins. Wir haben uns ab und zu getroffen. Aber Oli Kahn hat immer in Ligen gespielt, mit denen ich nichts zu tun hatte. Dementsprechend kann er sagen, was er will. Ich glücklicherweise aber auch. Viel mehr gibt es nicht dazu zu sagen.“

Kahn will nach Klopps Sammer-Spott dann aber auch noch folgendes loswerden: „Es geht darum: Wenn man austeilt, muss man auch mal einstecken können und nicht immer so sensibel reagieren.“ Klopp kocht: „Ich bin überhaupt nicht sensibel, ich wurde nur nach dem Verhältnis gefragt, hatten wir je eins? Er hat gesagt, was ich gesagt habe war respektlos und unverschämt.“ Kahn weiter: „Ich find’s wichtig, dass man sich auseinandersetzt, aber bitte auf einer sachlichen Ebene. Ich finde es nur problematisch, wenn es auf die persönliche Ebene geht.“

Klopp konstatiert: „Es war nicht persönlich.“ Kahn hingegen wirkt jetzt konsterniert, lenkt ein: „Ich verstehe Jürgen Klopp. Wenn man als Trainer in so einer Situation ist, wenn man mit vielen Widrigkeiten umgehen muss, das zehrt, das zehrt auch an den Nerven.“ Klopp grätscht wie weiland als eisenharter Verteidiger rein: „Hat damit gar nichts zu tun!“ Welke wird‘s jetzt zu wirr. „Bevor die Zuschauer jetzt gar nichts mehr verstehen, werde ich jetzt in meiner Rolle als Uno die Sache beenden…!“

Zur Einordnung: Sammer hatte bezüglich den augenscheinlich nicht wettbewerbstauglichen Gegnern in der Bundesliga öffentlich gemutmaßt, dass diese wohl weniger akribisch arbeiteten als die Bayern. Der Klopp-Konter: „Ich wollte dazu gar nichts sagen, aber man kann sich ja auch nicht alles gefallen lassen. Ich an seiner Stelle würde jeden Tag Gott danken, dass irgendjemand die Idee hatte, mich dazu zu nehmen“, so Klopp auf einer Pressekonferenz über Sammer: „Ich glaube nicht, dass der FC Bayern nur einen Punkt weniger hätte, wenn er nicht dabei wäre.“

Zuvor hatte Sammer bei Sport1 spekuliert: „Wir sollten eine Diskussion führen, warum andere Vereine vielleicht nicht so gut sind im Moment. Die Entwicklung anderer Vereine geht doch eher nicht in die richtige Richtung. Ich würde einfach, ohne jetzt Kritik äußern zu wollen, die Konstanz bei dem einen oder anderen Club mal in den Mittelpunkt stellen.“

Sammer ergänzte: „Vielleicht sind wir von der Qualität, aber auch von der Mentalität im Moment anderen überlegen. Und vielleicht ist das die Message nach draußen: Wird denn woanders auch jeden Tag akribisch trainiert, als würde es kein Morgen geben? Das tägliche Training, die tägliche Ansprache ist das Produkt einer Entwicklung. Und die hat der eine oder andere Club in Deutschland nicht.“

Es ist nicht der erste verbale Schlagabtausch zwischen Sammer und Klopp. Vor zehn Monaten waren die beiden Hitzköpfe beim Bundesliga-Duell zwischen BVB und Bayern heftig aneinander geraten.

BVB-Boss Hans-Joachim Watzke beschrieb das Nicht-Verhältnis zum ehemaligen Dortmunder Champions-League-Sieger Sammer so: „Wir hatten früher mal ein ordentliches Verhältnis, das in der Tat abgekühlt ist. Man sieht sich ja auch selten. Ich habe weder vor Matthias Sammer noch vor irgendwem sonst Angst.“ Vor ca. zehn Monaten ratterten die beiden Hitzköpfe schon beim Bundesliga-Spiel ihrer beiden Klubs mächtig aneinander.

Sammer sagte auch, dass er sich zum Thema Dominanz erst „in drei, vier Jahren“ machen werde, „wenn wir wieder hier sitzen und jedes Jahr alles abgeräumt haben.“ Sammer wies ferner Berichte ins Reich der Fabeln, nach denen der Triple-Sieger eine interne Entscheidung getroffen habe, nach Mario Götze und Robert Lewandowski keine Profis mehr aus Dortmund abzuwerben. „Diesen Beschluss gibt es nicht. Es gibt überhaupt keine Tabus. Wenn es Bayern München gut tut, müssen wir das auch in Zukunft tun. Das ist eine klare Botschaft“, so Sammer.

Die Kollegen stehen Klopp bei dessen Sammer-Kritik überwiegend bei. Hannovers Sportmanager Dirk Dufner etwa bezeichnete in der „Bild am Sonntag“ den Sammer-Angriff auf den Rest der Liga, die dortige Trainingsarbeit in Frage zu stellen, als „hochgradig arrogant“. Christian Heidel vom FSV Mainz 05 konkretisierte: „Wenn wir auch die Möglichkeit hätten, uns in zwei Jahren Spieler für 130 Millionen zu kaufen, werden wir auch ohne die Ratschläge von Sammer Deutscher Meister. So schwer ist das nun auch nicht.“

Die Empörung über den Sportvorstand des FC Bayern eint Profi-Fußball-Deutschland. „Gratulation an Jürgen Klopp. Ich glaube, er hat viel Unterstützung in der ganzen Liga“, ist sich HSV-Manager Oliver Kreuzer sicher. Sammer selbst wollte Klopps Replik und die der Liga zuerst nicht mehr weiter kommentieren: „Die Stärke von Bayern München ist, dass wir uns auf uns konzentrieren und fokussieren. Das ist meine Antwort dazu.“

Dann legte die neue Abteilung „Attacke“ des FCB in der Sport-Bild aber doch noch nach! Bezüglich der Watsch’n gegen die Konkurrenz sei auch Karin Sammer bereits aufgefallen, dass sich ihr Gatte erst dann richtig wohl fühle, wenn es ordentlich kracht in der Bundesliga. Sammer: „Meine Frau sagte zuletzt ja auch zu mir: ,Jetzt bist du wieder genau in deinem Element, wo du am stärksten bist‘“, um auch sogleich wieder gegen seine Kritiker zu keilen: „Schauen Sie sich doch nur mal das internationale Abschneiden der Bundesliga-Clubs im Moment an“, rät der 46-Jährige.

Sammer findet das Bundesliga-Selbstverständnis als „eine der stärksten Ligen der Welt“ absurd: „Deutschland ist ja nur noch mit zwei Clubs in den internationalen Wettbewerben vertreten. Das ist zu wenig. Es gibt eine auf den FC Bayern bezogenen Neid-Debatte, die ich angesichts des Leistungsprinzips im Fußball nicht verstehen kann.“

Der Europameister von 1996 präzisiert: „Seit anderthalb Jahren hat der FC Bayern von sieben möglichen Titeln insgesamt sechs gewonnen. In Deutschland, in Europa und in der Welt. Anstatt darüber zu diskutieren, wie so eine Leistung möglich ist, wird Neid geschürt und werden Feindbilder aufgebaut.“

Sammer wundert sich über die Reaktionen wider seine Person: „So ganz kann ich die Aufregung nicht verstehen.“ Bemerkenswert seien auch die persönlichen Angriffe Klopps. „Meine Aussage war sehr allgemein gehalten. Man kann sie inhaltlich gut oder schlecht finden. Niemand musste sich direkt angesprochen fühlen. Ja, ich bin jeden Morgen glücklich, für den FC Bayern arbeiten zu dürfen. Und ich glaube, der eine oder andere wäre auch ganz froh, das tun zu dürfen…“. Er für seinen Teil habe kein Problem mit Klopp.

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