Oliver Bierhoff: Viertelfinale ist immer unser Ziel!

Im Interview mit dem Fachblatt „kicker“ hat der Manager der deutschen Fußballnationalmannschaft Oliver Bierhoff jetzt erklärt, dass das Viertelfinale das Mindestziel bei der anstehenden Fußball-WM 2014 in Brasilien sei. „Für mich wäre es ein Erfolg, wenn wir wie bei den vergangenen vier Turnieren unter den letzten vier wären“, ergänzte Bierhoff.

Ende der Rumpelfußball-Ära

Bierhoff hat zudem in den letzten Qualifikationsspielen Fortschritte beim Team beobachtet: „Ich glaube, dass Effizienz-Problem ist generell ein deutsches, das sieht man auch in vielen Bundesligaspielen. Ich führe das darauf zurück, dass wir 2000 nach der Rumpelfußball-Ära den Spielern gesagt haben, jetzt geht es nur noch um Spaß, Freude und Technik. Auch unsere Nationalspieler tendieren in der Offensive dazu, den Ball nochmal querzulegen. Ein Ulf Kirsten hat ihn einfach rein gehauen.“

Noch viel zu bewegen

Bezüglich seiner Vertragsverlängerung bis 2016 beim DFB erklärte Bierhoff: „Es gibt noch sehr viel zu bewegen. Die Nationalmannschaft ist das Team eines ganzen Landes, das belegen Zahlen ebenso wie die positive Resonanz, die wir erhalten. Wir sind zurecht begeistert vom Vereinsfußball, von Dortmund oder Bayern, vom deutschen Champions-League-Finale 2013, das 20 Millionen Menschen im TV gesehen haben. Ein Länderspiel bei einer WM oder EM schauen sich hierzulande in der Spitze 30 Millionen an, selbst bei Testspielen haben wir eine Quote von 10 Millionen aufwärts.“

Vierte Macht im Staate

Bierhoff weiter: „Die Nationalelf hat durch den hohen Bekanntheits- und Imagegrad einen enormen ökonomischen Mehrwert. Sie ist quasi die vierte Macht im Staate. Mein Ziel ist es, diesen hohen Sympathiefaktor zu konservieren und die Nähe zu unseren Fans zu intensivieren.“

Länderspiele um 18 Uhr

Bierhoff verrät: „Deshalb wünschte ich mir, dass zum Beispiel ein interessanteres Länderspiel auch mal am Wochenende um 18 Uhr angepfiffen werden kann, damit auch Familien mit Kindern das Spiel sehen können.“

Zusammenarbeit mit SAP

Bierhoff konstatiert: „Wir haben außerdem in den letzten neun Jahren sehr viel aufgebaut. Das will ich weiterführen. Jüngstes Beispiel ist die Zusammenarbeit mit SAP, hier arbeiten wir an einem interessanten Scouting-Projekt. Ein wichtiges Thema ist auch das Leistungszentrum. Da sind wir jetzt nach drei Jahren so weit, dass es eine Machbarkeitsstudie unter der Leitung unseres Generalsekretärs Helmut Sandrock geben soll.“

Kompetenzzentrum etablieren

Bierhoff erklärt: „Außerdem sehe ich eine große Chance, mit Hansi Flick als Sportdirektor zusammenzuführen, was zusammen gehört, nämlich die A-Mannschaft mit dem gesamten Elitebereich im DFB. Es geht hier weniger um ein Organigramme als um den ideologischen und operativen Aspekt. Es steht außer Zweifel, dass dies bislang zwei Stränge waren mit teilweise unterschiedlichen Philosophien, sportlich und auch in der Herangehensweise. Da sehe ich mit Hansi Flick viele Möglichkeiten, den DFB als Kompetenzzentrum im Fußball weiter zu etablieren.“

Qualifikation ist entwertet

Die nächste EM 2016 wird mit 24 Mannschaften stattfinden, beim nächsten Weltturnier will UEFA-Boss Michel Platini 40 Nationen dabei haben, Bierhoff beurteilt diese Entwicklung kritisch: „Für die kleinen Verbände ist es bedeutsam, auch etwas vom großen Kuchen abhaben zu können. Das ist der Solidargedanke, den man auch respektieren sollte. Genauso wie den Umstand, dass diese Entscheidung innerhalb der UEFA-Abstimmungen demokratisch herbeigeführt worden ist. Der zweite und für mich wichtigere Aspekt aber ist: wir müssen darauf achten, dass der sportliche Wettbewerb interessant bleibt. Die Qualifikation ist durch die Aufstockung auf 24 EM-Teilnehmer entwertet, das macht unsere Arbeit nicht leichter.“

Dinge nicht zu sehr aufblasen

Bierhoff weiß: „Wir spüren, dass die Bedürfnisse der Vereine stärker werden, wie auch die Anforderungen an die Spieler. Auf der anderen Seite soll auch jedes einzelne Länderspiel ein Highlight sein, das wird dann schwierig. Man muss aufpassen die Dinge nicht zu sehr aufzublasen.“

WM-Format mit 32 Mannschaften ist gut

Bierhoff gibt zu bedenken: „So ist die NFL zum Beispiel die bestbezahlten Liga der Welt, die haben nur 17 Spiele und die meisten Einnahmen. Man ist also gut beraten, wenn man die Dinge nicht weiter aufbläst – die Verbandsturniere und die Vereinswettbewerbe. Auch mit Blick auf die Qualität mancher WM-Teilnehmer aus anderen Kontinenten halte ich das bestehende Format mit 32 Mannschaften für gut. Dabei sollte man es belassen. Die Notwendigkeit, die EM auf 24 Mannschaften zu erhöhen, haben wir beim DFB nicht unbedingt gesehen. Aber wir sind nur ein Verband von vielen innerhalb der UEFA, wir haben uns in eine Gemeinschaft einzubringen.“

Nationalteams haben größte Bedeutung

Auf die Frage, ob sich der Nationalspieler von heute mehr über die Nationalmannschaft oder den Verein definiere, antwortete Bierhoff: „Die Champions League hat eine hohe Bedeutung – noch vor den nationalen Meisterschaften. Aber das absolute Highlight ist eine WM. Welche Spieler haben wir im Kopf, welche Spiele sind uns in Erinnerung? Das sind fast alles Spiele in Nationaltrikots. Beckenbauer, Seeler, Klinsmann. Bei Maradona denkt man an die Hand Gottes und nicht an Europacupspiele. Das Bild der großen Spieler ist zu 90 % bestimmt von Welt- und Europameisterschaften. Deshalb haben die Nationalteams die größte Bedeutung. Da steht das ganze Land still. Und es wird für einen Spieler immer das größte sein zu wissen, nicht nur die regionalen Fans, sondern ganz Deutschland schaut zu.“

Rummenigge liegt falsch

Immer wieder gibt es Anregungen aus der Liga, man solle den Posten des Nationalmannschaftsmanagers und des Sportdirektors zusammenführen. Ein Verfechter dieser Idee ist beispielsweise Bayerns Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge. Bierhoff: „Ich schätze Karl-Heinz Rummenigge als Fachmann sehr, doch hier liegt er nicht richtig, weil es vom zeitlichen Aspekt her gar nicht machbar wäre, beide Jobs so auszufüllen, wie es nötig ist. Ich könnte 100 Tage pro Jahr gar nicht als Sportdirektor anwesend sein, weil ich in Sachen Nationalmannschaft unterwegs bin. Und ich bin kein Trainer, ich halte den Trainern den Rücken frei. Ich werte Rummenigges Aussage aber nicht als Spitze, sondern glaube, das nach außen noch nicht richtig kommuniziert worden ist, welch wichtiges und komplexes Aufgabengebiet die Sportdirektorrolle umfasst.“

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