Ultimatum für Schalkes Trainer Jens Keller

  • Horst Heldt: Nach der Hinrunde wird abgerechnet!
  • Keller: Bin nicht zufrieden mit Entwicklung. Übernehme die Verantwortung!
  • Julian Draxler: Scheiß und Blabla!
  • Benedikt Höwedes: Geht mir auf den Sack!
  • ZDF-Boykott aufgehoben!
  • Giefer kommt 2014

Nach dem peinlichen Pokal-Aus gegen die TSG Hoffenheim brennt auf Schalke mal wieder der Baum. Bereits vor dem Achtelfinal-Ende im Cup stichelte Schalkes Aufsichtsratsboss Clemens Tönnies in der Sport Bild gegen Trainer Jens Keller: „Wir wollen nicht rumeiern, sondern die Spiele gewinnen. Das sorgt für Ruhe. Wir brauchen Ergebnisse. Ich fordere daher, dass nicht rumgezetert, sondern konsequent Fußball gespielt wird.“

Schalke beendet ZDF-Boykott (Foto: ZDF)

Schalke beendet ZDF-Boykott (Foto: ZDF)

Davon konnte gegen Hoffenheim keine Rede sein. „Wir haben nach dem 0:1 Auflösungserscheinungen gezeigt, das geht so nicht“, moniert Manager Horst Heldt. „Die Mannschaft ist zusammengebrochen und hat zu viele individuelle Fehler gemacht.“ Kevin-Prince Boateng lehnte sich vor der Pokalpartie in der Sport Bild noch weit aus dem Fenster und erklärte: „Wir wollen und werden unsere Aufgaben lösen. Wir wollen Schalkes und unseren Ansprüchen gerecht werden und bis zum Winter Siege einfahren. Wir haben nun mehr personelle Alternativen, sind gewarnt und werden die Ziele anpacken. Wir Spieler sind in der Pflicht, es zu zeigen. Es gibt keine Ausreden!“

Das mit den Alternativen sieht Heldt anders: „Leider gibt es bezüglich des Personals keine großen Hebel mehr, die wir ansetzen können. Unser Kader ist am Anschlag, deshalb können wir einzelnen Spielern keine Pause gönnen. Stattdessen müssen wir den Spielern immer wieder ihre Fehler vorführen und darüber reden. Wir müssen die Sinne der Spieler schärfen, ein Tausch des Personals ist im Moment nicht möglich.“

Auch mit Wintertransfers tun sich die Schalker nach dem Ausscheiden schwer. „Wir haben ein großes Ziel verpasst“, so Heldt. „Der DFB-Pokal hätte uns auch finanziell größeren Spielraum erlaubt. Diese Option ist jetzt weg. Wir wollen natürlich jetzt zumindest in der Champions League überwintern, dann sehen wir, was im Januar noch auf dem Transfermarkt geht.“

Große Investitionen schiebt Tönnies allerdings einen Riegel vor: „Der heutige Etat wird sich zukünftig tendenziell eher nach unten entwickeln. Wir sind uns aber klar darüber, dass wir mit einem zu radikalen Sparkurs unseren Ansprüchen nicht gerecht werden können. Wir planen daher mit einer Größenordnung von 70 bis 80 Millionen €.“

Ein Hebel könnte der Wechsel auf dem Trainerposten sein. Heldt setzt Keller ein Ultimatum! „Wir stehen in der sportlichen Leitung berechtigterweise in der Kritik, mit der wir umgehen müssen. Das ist doch normal. Jens Keller und ich wissen, wie die Situation aussieht. Wir arbeiten jeden Tag am Erfolg. Nach dem Nürnberg-Spiel sehen wir dann, wie die Lage ist und bis dato werden wir alles daran setzen, erfolgreich zu sein!“

Am letzten Hinrundenspieltag gastieren die Schalker beim Club, also Galgenfrist für Keller für vier Spiele bis zum 21. Dezember! „Ich stelle mich der Kritik“, so der Schalke-Coach. „Ich trage dafür die Verantwortung, dass die Mannschaft nicht so konstant ist. Sie zeigt immer wieder ihren wahren Charakter, leider aber auch ihr zweites Gesicht so wie gegen Hoffenheim. Ganz ausblenden kann ich die Kritik an meiner Arbeit natürlich nicht, aber ich versuche das nicht zu nah an mich heran zu lassen. Ich arbeite weiter konsequent und intensiv mit der Mannschaft und kann mit der Kritik umgehen, ich habe ja die sportliche Leitung. Natürlich bin ich auch nicht zufrieden mit dem auf und ab und trage dafür die sportliche Verantwortung.“

In der Bild-Zeitung äußerte Horst Heldt schon verdeckte Kritik am Trainer: „Desaströs, was wir gegen Hoffenheim abgeliefert haben. Auch in der zweiten Halbzeit war trotz des Aufbäumens nicht viel Plan zu sehen. So ein extrem schlechtes Spiel habe ich in meiner Amtszeit auf Schalke noch nie erlebt.“ Eine Ohrfeige die saß! Da der Trainer für den Spielplan also das Konzept zuständig ist, treffen Heldts Wutpfeile natürlich voll ins Coach-Herz von Keller. „Keiner hat umgesetzt, was wir uns vorgenommen hatten“, so Schalkes oberster Übungsleiter. „Eine Erklärung fällt unheimlich schwer, ich habe keine.“ Der Offenbarungseid! Keller: „Es muss jetzt ein Donnerwetter geben.“

Das dauerte Mittwochvormittag rund 80 min und war wohl eher ein Nieselregen statt ein Gewitter mit Blitz und Donner, wie Beteiligte verrieten. „Ich habe ja auch nie gesagt, dass es ein Donnerwetter gibt“, versuchte sich Keller zu rechtfertigen, obwohl er genau dies bei Sky angekündigt hatte. „Wir haben das alles sachlich aufgearbeitet, wie laut es war, bleibt in der Kabine und wird nicht in die Öffentlichkeit getragen.“ Keller rudert in seinen eigenen Aussagen zurück, der Anfang vom Ende. Folgen jetzt zwei weitere Pleiten in der Bundesliga gegen Gladbach am Samstag und nächste Woche in der Champions League gegen Basel, dürfte Heldt Coach Keller wohl in den Kerker werfen, dann wäre für den Schwaben Schicht im Schacht beim Ruhrpott-Club.

Auch die Spieler haben langsam die Faxen dicke. Jungstar Julian Draxler: „Es ist jedes Mal der gleiche Scheiß! Nach einem guten Spiel liefern wir so ein schlechtes ab, stellen uns hin und sagen: Wir müssen es abstellen. Es ist jedes Mal das gleiche Blabla.“ Und Kapitän Benedikt Höwedes poltert: „Mir geht das langsam tierisch auf den Sack, mich immer wieder erklären zu müssen.“

Keller jedenfalls hat keine Angst vor Gladbachs Heim-Rekordsiegeserie (sieben Dreier in Folge). „Ich interessieren mich nicht für Statistiken, denn laut Statistik ist jeder dritte Erdenbürger ein Chinese-und sehen Sie hier einen…?! Borussia ist offensiv stark, da müssen wir gegen halten.“

Zum kommenden Gegner meint Horst Heldt: „Natürlich ist es mehr als schlecht, wenn man sich im Vorfeld so präsentiert wie wir gegen Hoffenheim. Wir müssen jetzt Antworten finden und es gegen starke Gladbacher unbedingt besser machen. Denn – bei allem Respekt vor der TSG – die Borussia ist noch eine andere Hausnummer. Da muss jeder Einzelne anders auftreten. Wir brauchen eine klare Leistungssteigerung.“

Eine Baustelle hat Schalke Sportvorstand jedenfalls schon abgeräumt, nämlich den peinlichen ZDF-Zwist. Nach dem 3:0-Sieg gegen Stuttgart am vergangenen Samstag verweigerten Schalkes Stars dem Mainzer Fernsehsender ebenso die üblichen Interviews wie Trainer Keller. Königsblauer TV-Boykott! Grund dafür war die Entscheidung des ZDF, am 11. Dezember in der Champions League das Dortmund Spiel in Marseille zu übertragen und nicht die Partie der Schalker gegen den FC Basel. ZDF-Sportchef Dieter Gruschwitz hatte erklärt, dass der BVB einfach attraktiveren Fußball spiele als Schalke, entsprechend höher sei die Zuschauerquote.

Held konterte: „Das mit dem Boykott war meine Entscheidung. Wir haben es eben nicht attraktiv genug gefunden ihnen Interviews zu geben. Jetzt bekommen sie eben nur Stimmen vom Verlierer. Das tut mir leid. Aber das muss man dann auch mal aushalten. Das ZDF hält uns ja nicht für attraktiv genug.“

Nach dem Boykott ging Gruschwitz auf Kuschelkurs mit den Knappen und ließ wissen: „Mir ist sehr an einer Deeskalation gelegen, ich möchte das so schnell wie möglich beenden“, sagte der Mann vom Mainzer Lerchenberg der dpa und kündigte an: „Ich werde das Gespräch mit Schalke und auch der DFL suchen.“

Das trug flugs Früchte, denn bereits am Dienstag vermeldete Heldt, dass der Boykott ein einmaliger Vorgang gewesen sei. „In Zukunft werden wir wieder eine normale kollegiale Zusammenarbeit haben.“ In dieser Saison war Schalke im Free-TV beim ZDF noch nicht Gegenstand der Champions League Übertragung.“

Eine weitere Hängepartie ist ebenfalls beendet: Nach kicker-Informationen wurde Einigung zwischen Schalke und Torwart Fabian Giefer von Fortuna Düsseldorf erzielt. Ab Sommer 2014 soll Giefer ein Knappe werden und einen mehrjährigen Vertrag unterschreiben. Damit ist die Schalke-Zukunft der S04-Keeper Timo Hildebrand (Kontrakt läuft aus) und Ralf Fährmann (Vertrag bis 2015) ungewiss.

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