Niedersachsen-Derby: Riesenkrawalle in Hannover!

Offene Briefe, Facebookseite der Polizei, Appelle der Spieler und Verantwortlichen an die Fans, Aufruf von Witwe Thersa Enke im Vorfeld des brisanten Niedersachsenderbys: all das ist gestern Abend in Hannover förmlich verpufft.

Die Einsatzleitung der Polizei Hannover (Foto: Polizei Hannover)

Die Einsatzleitung der Polizei Hannover (Foto: Polizei Hannover)

Denn sowohl vor dem Spiel der 96er gegen Eintracht Braunschweig als auch nach der Partie (0:0) gab es schwere Ausschreitungen. Mit Wasserwerfern, Helicopter und einem Großaufgebot war die Polizei im Einsatz.

Bereits um 18.55 Uhr warnte die Polizei auf ihrem Facebookauftritt „Polizei Hannover aktuell“: „An der Stadionbrücke eskaliert die Situation, Polizeibeamte wurden massiv mit Pyrotechnik beschossen. Haltet Euch aus diesem Bereich fern, es ist gefährlich!“

Im grellen Scheinwerferlicht der Wasserwerfer bewarfen 96-Chaoten die Polizei mit Flaschen, die antwortete mit Tränengas und Schlagstöcken. Über der HDI Arena sondierte zudem ein Hubschrauber mit Wärmebildkamera die brenzlige Lage. So wurden die Beamten aus der Luft logistisch unterstützt.

DFL-Boss Andreas Rettig sagte der „Hannoverschen Allgemeinen Zeitung“ bereits vor dem Anpfiff: „Es ist eine Katastrophe, was hier bislang passiert ist. So macht das keinen Spaß mehr.“ Ein friedlicher Fußballfan ergänzte: „Ich bin nur hier, um ein Fußballspiel anzusehen – und jetzt fühle ich mich wie im Krieg!“

Trotzdem zog die Polizei Hannover um Mitternacht schon ein positives Zwischenfazit: „Das Gesamtkonzept ist komplett aufgegangen“, so ein Polizeisprecher. „Bei Krawallmachern haben wir auf einen massenhaften Zugriff verzichtet, um unbeteiligte Dritte zu schützen.“

Ferner gab die Polizei Hannover um 0.13 Uhr folgende Bilanz-Pressemeldung heraus:

„Bereits vor Beginn des Bundesligaspiels kam es auf beiden Seiten zu erheblichen Ausschreitungen. Sowohl Hannoveraner als auch Braunschweiger Fans zeigten gegenüber den Einsatzkräften ein hohes Aggressionspotenzial. Gegen 17.50 Uhr war der Hannover Fan-Marsch bereits auf zirka 1 200 angewachsen und bewegte sich in Richtung Stadion. Diverse Anhänger entzündeten Pyrotechnik und beschossen die Beamten. Eine Polizistin zog sich dabei leichte Verletzungen zu.

Darüber hinaus wurde ein Einsatzfahrzeug beschädigt. Am Nordvorplatz angekommen, drängten die Fans gegen die Eingänge, sodass Einsatzkräfte Pfefferspray einsetzen mussten, um sie in Schach zu halten. Der Verein entschloss sich daraufhin die Eingangstore kurzfristig zu schließen. Gegen 18 Uhr wurde ein mit 1.200 Braunschweigern besetzter Sonderzug der Deutschen Bahn in Höhe der Ricklinger Masch durch Ziehen der Notbremse gestoppt.

Die Besatzung eines Polizeihubschraubers stellte das Abfeuern von Pyrotechnik aus dem Zug heraus fest. Nach weiterem mehrfachen Betätigen der Notbremse durch die Zuginsassen wurde eine Ingewahrsamnahme angedroht. Dies führte letztlich dazu, dass der Zug den Bahnhof Fischerhof erreichte und sich die Braunschweiger auf dem Weg zum Stadion machten. Wenig später registrierten die eingesetzten Beamten an der Stadionbrücke massive Ausschreitungen der Braunschweiger Fans.

Ein bereits in Position gebrachter Wasserwerfer musste letztlich jedoch nicht eingesetzt werden. Am Südeingang hielten Polizisten 200 gewalttätige Fans kurzfristig fest. Aufgrund des hohen Aggressionpotenzials wurde insbesondere zum Schutz unbeteiligter Dritter von Festnahmen abgesehen, Priorität auf die Beruhigung der Lage gelegt und die Menschenmenge in ihre Blöcke ins Stadion begleitet. Ebenfalls in diesem Bereich versuchten Braunschweiger Risiko-Fans Zäune zu überklettern, was jedoch von den eingesetzten Beamten in den meisten Fällen verhindert werden konnte – auch hier wurde Pfefferspray eingesetzt, ob es dabei Verletzungen gab, ist nicht bekannt.

Lediglich vereinzelt gelang es Personen auf diesem Weg ins Stadion zu gelangen. Kurz vor dem Anpfiff – gegen 20.15 Uhr – bewarfen Hannoveraner Fans die Einsatzkräfte im Bereich des Nordvorplatzes mit Flaschen und anderen Gegenständen – dieses Mal kam auch der Wasserwerfer zum Einsatz. Ein Hannover-Fan wurde durch Pfefferspray verletzt. Auch während des Spieles kam es im Stadion in verschiedenen Bereichen zu massivem Zünden von Pyrotechnik jedoch nicht zu weiteren Ausschreitungen.

Bis zum jetzigen Zeitpunkt wurden zwei Personen (21 und 19 Jahre alt) festgenommen: Gegen den 21 Jahre alten Hannoveraner leiteten die Beamten ein Verfahren wegen versuchter gefährlicher Körperverletzung ein, er steht im Verdacht einen Polizisten mit einer Flasche beworfen zu haben. Der 19-Jährige aus Sarstedt muss sich wegen Verstoßes gegen das Sprengstoffgesetz verantworten.

Einsatzleiter Guido von Cyrson mit einem kurzen Resümee: „Die Einsatzkräfte hatten sich bereits vor Spielbeginn mit einem erheblichen Gewaltpotenzial der Fans auf beiden Seiten auseinanderzusetzen. Durch konsequentes Einschreiten war die priorisierte Fantrennung dennoch erfolgreich und die Beamten konnten Schlimmeres verhindern. Massenhafte Festnahmen sind lediglich zugunsten der Lagebwältigung und insbesondere zum Schutz der friedlichen Fans unterblieben.“ Momentan (rund um Mitternacht) befindet sich noch eine große Anzahl von gewaltbereiten Personen in der Innenstadt. Trotz der immer noch hohen Polizeipräsenz ist es hier bereits zu weiteren Ausschreitungen gekommen. Der Einsatz ist noch nicht beendet.“

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