Nationalmannschaft: Mit der U-Bahn zum Abschlusstraining

Um in der Rush-Hour nicht im Stau zu stecken, ist die deutsche Fußballnationalmannschaft gestern Nachmittag mit der U-Bahn zum Abschlusstraining ins Londoner Wembley-Stadion gefahren. Der Tube-Trip wurde zuerst auf der Website des DFB angekündigt, anschließend wieder offline gestellt, um die Aufmerksamkeit zu vieler Fans zu vermeiden und eine Überfüllung des unterirdischen Fortbewegungsvehikels auf der Rückfahrt zu verhindern.

Schalkes Benedikt Höwedes filmt Lokalmatador Per Mertesacker (l.) und René Adler in der Londonder U-Bahn (Foto: facebook)

Schalkes Benedikt Höwedes filmt Lokalmatador Per Mertesacker (l.) und René Adler in der Londonder U-Bahn (Foto: facebook)

 

Dabei unterstrich der DFB auch, dass es sich nicht um einen PR-Gag gehandelt habe. Nicht zum 150. Jubiläum des englischen Verbandes  FA, auch nicht zum 150. Wiegenfest der Londoner U-Bahn. Zum ersten Mal in der 113-jährigen DFB-Historie ging es per Underground zum Training!

Bundestrainer Joachim Löw zeigte sich auf der Fund 42-minütigen Fahrt im Londoner Untergrund bestens gelaunt. Auf der Pressekonferenz in der hippen Nobelherberge „The Royal Horseguard“ (einen Steinwurf vom Buckingham Palace entfernt) am Mittag zuvor war dies noch anders gewesen. Dort wurde Löw nämlich wieder auf seine Personalentscheidungen vor dem Spiel gegen England angesprochen, natürlich immer im Zusammenhang mit dem Bundesliga-Spitzenspiel am Samstagabend (18.30 Uhr) in Dortmund zwischen dem BVB und Bayern München. Verantwortliche beider Clubs legten Löw schließlich nahe, die Stars beider Seiten doch zu schonen.

„Dortmund gegen Bayern ist aber nicht mein Thema“, jauchzte Jogi. „Sondern jetzt England und dann im März Chile. Ich schaue auf die Nationalmannschaft. Wenn ich die Spieler frage, wollen immer alle spielen. Das Länderspiel ist am Dienstag, dass Bundesliga-Spitzenspiel am Samstag, das sind vier Tage. Wenn das ein Problem wird, machen wir etwas falsch. Für die Spieler ist das völlig unerheblich. Die Jungs sind 23, 24 oder 25 und diesen Rhythmus gewöhnt. Ich habe bisher weder von Trainern noch von Vereinsvertretern eine Beschwerde vernommen. Aber ganz ehrlich: das ist mir auch nicht so wichtig. Das ist eher ein Thema der Medien, ganz schwach und populistisch. Ich versuche es so zu planen, dass keiner zweimal 90 min spielt.

Alle freuen sich wahnsinnig auf dieses Spiel, es ist schließlich etwas außergewöhnliches, und auch nicht irgendwo, sondern im Wembley-Stadion, das ist ja auch ein Mythos. England zählt immer noch zu den großen Fußballnationen. Die Mannschaft verfügt über große Klasse und spielt mit unheimlicher Dynamik und Wucht. Für mich ist das noch einmal eine gute Möglichkeit, den ein oder anderen Spieler auf Schlüsselpositionen zu testen. Deshalb war es für mich immer selbst verständlich, zu experimentieren. Ich habe nicht das Gefühl, dass wir mit einer B-Mannschaft antreten und respektlos mit dem Gastgeber umgehen.“

Trotz großer Verletzungsprobleme verzichtet der Nationalcoach auf Manuel Neuer, Mesut Özil und Kapitän Philipp Lahm, was die Engländer auf die Palme brachte: „Tiefschlag von Löw! Deutschland brüskiert England!“, titelte gestern zum Beispiel das Boulevardblatt „Daily Mail“. Löw: „2008 ist England in Berlin auch ohne die Stars Frank Lampard, Steven Gerrard und Wayne Rooney angetreten.“

Die Engländer werfen den Deutschen vor, die Partie im Fußballtempel von Wembley nicht ernst zu nehmen. „Es wird zwangsläufig einige Wechsel geben“, so Löw. So hat sich der Bundestrainer zum Beispiel schon darauf festgelegt, dass heute Abend mit Roman Weidenfeller (33 Jahre, 106 Tage) der älteste Torwart-Debütant in der DFB-Geschichte auflaufen wird. „Das hat er sich verdient, er ist eine gereifte Persönlichkeit“, findet Löw.

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