Bei der Pressekonferenz vor dem Bundesliga-Spitzenspiel der FC Bayern München gegen Borussia Dortmund (18.30 Uhr) war BVB-Coach Jürgen Klopp nicht unbedingt gut gelaunt.
Kein Wunder eigentlich, nach den vielen verletzungsbedingten Ausfällen. Am Dienstag beim Länderspiel der deutschen Fußballnationalmannschaft in London gegen England erwischte es noch Marcel Schmelzer (Muskelfaserriss in der Wade) und Mats Hummels (Bandausriss am rechten Fersenbein).
Klopp möchte Bundestrainer Joachim Löw aber keinen Vorwurf machen. „Dass er Philipp Lahm, der schon so viele Spiele gemacht hat, vor einem Testspiel nach Hause schickt, kann ich sowohl menschlich als auch sportlich voll nachvollziehen. Außerdem haben die Bayern nicht weniger Verletzte, sie können das nur besser auffangen“, so Klopp. „Trotzdem werden wir genug Qualität auf dem Platz haben, müssen alles in die Waagschale werfen, dann ist auch alles möglich.“
Die Dortmunder reagierten auf die Verletztenmisere mit der Verpflichtung von Abwehrspieler Manuel Friedrich, der seit Sommer arbeitslos war und mit dem Klopp schon in gemeinsamen Mainzer Zeiten arbeitete.
„Ich kenne Manuel ja nun schon sehr lange und wusste, dass er menschlich in jedem Fall absolut zu uns passt. Und das ist ja schon mal ein wichtiger Aspekt. Außerdem waren seine Ausdauerwerte noch außergewöhnlich gut, so dass wir in den letzten zehn Tagen an anderen Dingen arbeiten konnten. Dass er den letzten 4, 5 Monaten nur die 60 min aus dem letzten Testspiel in Paderborn an Spielpraxis vorzuweisen hat, habe ich auch registriert, aber einen mit 40, 50 Spielen Erfahrung hätte man jetzt auch nicht bekommen.“
Auf die Frage, ob die vielen Verletzten auch mit der intensiven Spielweise der Dortmunder zusammenhängen könnten, antwortete Klopp sichtlich genervt: „Nein. Aber es ist auch egal, was ich dazu sage, Ihr schreibt ja sowieso, was ihr wollt. Es muss geil sein, es sich so leicht zu machen!“
Trotzdem gab Klopp auch den optimistischen Mutmacher. „Jeder, der ein Ticket gelöst hat, hat Einfluss auf den Ausgang dieses Spiels. Im Leben hat man es zwar gerne, dass die Dinge reibungslos ablaufen, aber nun geht es eben darum, wie man darauf reagiert. Wir werden in einer problematischen Situation etwas Spezielles fabrizieren müssen, aber dann heißt es Fußball zu spielen.“
Klopp weiter: „Wir brauchen alles, was Borussia Dortmund zur Verfügung stellen kann. Unsere Fans sollen sich nicht damit beschäftigen, welcher Münchner mal Dortmunder war, sondern auf die Jungs konzentrieren, die Unterstützung gebrauchen können. Wir müssen mutig sein und uns alles abverlangen! Wir werden ein außergewöhnlich gutes Spiel machen müssen, um ein gutes Ergebnis zu erzielen.“